Kommentar:Kleine Lösungen statt großer Worte

Lesezeit: 1 min

Ein Ausbau des MVV-Netzes nach Landshut und Wasserburg wäre schön und gut, wichtiger aber ist etwa eine Verlängerung der U5 über Neuperlach-Süd hinaus

Von Martin Mühlfenzl

Visionär. Herausragend. Die Reaktionen auf das Positionspapier, das die Landräte der Kreise im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund im März veröffentlichten, überschlugen sich nahezu. Endlich, so die einhellige Meinung, würden Maßnahmen aufgezeigt, wie in der dynamischsten Region der Republik der Nahverkehr funktionsfähiger gestaltet werden könnte. Nur Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer hatte wohl Helmut Schmidts Zitat im Ohr, der Menschen mit Visionen den Gang zum Arzt empfohlen hatte.

Tatsächlich ist es so, dass der vermeintlich große Wurf der Landräte, der etwa S-Bahnverlängerungen nach Wasserburg, Landshut oder Bayrischzell beinhaltet, an den Problemen einer der am dichtesten besiedelten Regionen Deutschlands weit vorbeigeht. 40 000 Menschen wohnen in den beiden Gemeinden Ottobrunn und Neubiberg auf gerade einmal elf Quadratkilometern. In Bayrischzell sind es 1700 Menschen auf fast 80 Quadratkilometern. Dass sich Loderers Begeisterung über den Aktionismus der Landräte in Grenzen hält, liegt daran, dass seine Kommune nahezu täglich dem Verkehrsinfarkt erliegt - aber nicht einmal der zweigleisige Ausbau der S 7 oder gar ein Zehnminutentakt in greifbarer Nähe zu sein scheinen. Verkehrspolitik in der Metropolregion München besteht allzu oft aus großen Worten - und müsste doch eine Strategie der schnellen, kleinen Lösungen sein.

In Fröttmaning macht es der MVV vor: Dort steigen tägliche Tausende in die U-Bahn um und lassen das Auto weit vor der Stadt im Parkhaus stehen. Eine Verlängerung der U 5 nach Süden aufs freie Feld, ein großes Parkhaus, wie von Loderer gefordert - das wäre ein erster Schritt auf dem Weg, den Nahverkehr funktionsfähiger zu machen. Wenn sich im täglichen Berufsverkehr tatsächlich wieder etwas bewegen soll, braucht es vieler solcher Ansätze.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: