Bela Bachs Einstand:Kiffen ist nicht alles

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Nicht die Wohnungsnot, nicht die Flüchtlingsfrage - Bela Bach macht bei ihrem ersten Parteitag ausgerechnet die Entkriminalisierung von Cannabis zum Thema. Es klappt. Aber jetzt muss sie sich anderem zuwenden

Von Martin Mühlfenzl

Klischeebehafteter hätte der Auftakt für die neue Chefin der SPD im Landkreis gar nicht verlaufen können. Bela Bach ist jung, 24 Jahre alt. Im besten Juso-Alter. Die Planeggerin, seit März Vorsitzende des Unterbezirks München-Land, pflegt beste Kontakte zur Nachwuchsorganisation der Sozialdemokraten. Das ist einer der Gründe, warum sie zur Kreisvorsitzenden gewählt wurde - soll sie doch ihre Partei der Jugend zuwenden. Und mit diesem Auftrag suchte sich Bach ein Thema aus, das die Jugend ansprechen soll.

Die Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis also. Mit der Zustimmung ihrer Partei will die neue Chefin so ein erstes, großes Ausrufezeichen setzen. Zunächst hinterlässt die Konzentration auf dieses Thema tatsächlich den Eindruck, die neue Kreisvorsitzende wisse nicht um die wichtigen Problematiken der Bürger im Landkreis. Schließlich müssen in der Agenda der Landkreispolitik - auch und insbesondere des Kreistags, dem Bach angehört - Fragen wie jene des anhaltend großen Zustroms von Flüchtlingen, der Wohnungsnot, der Hilfe für sozial Schwächere oder der Unterbringung in Kindertagesstätten beantwortet werden. Das Kiffen kann da schnell als Petitesse einer Splittergruppe abgetan werden. Bachs Vorstoß aber darf nicht als belangloser Aktionismus belächelt werden. Sie hat ein Thema von großer gesellschaftlicher Relevanz aufgegriffen; einer Fragestellung, der sich ihre eigene Partei auf Bundesebene noch nicht zu nähern traut. Eine Angelegenheit, die noch viele Kontroversen und intensive Debatten heraufbeschwören wird. Ja, auch das darf gesagt werden: Mit der Kifferei lässt sich Aufmerksamkeit erregen. Unredlich ist das nicht.

Viel spannender aber ist die Frage, was da noch kommt. Bela Bach gilt - und das betonen ihre Förderer auf Kreisebene bei jeder sich bietenden Gelegenheit - als das größte politische Talent der SPD in der Region. Ihr erster Parteitag als Kreischefin war eine Punktlandung. Doch ihre Zukunft wird sich an den großen Fragen der Kreispolitik entscheiden. Bach wird liefern müssen, wenn es um Asyl, Wohnungsnot und Bildung geht. Beim Kiffen darf es nicht bleiben.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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