Kommentar:Kampf dem Schweinezyklus

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Appelle reichen nicht aus, damit mehr junge Leute ein Lehramt für Grund- und Mittelschulen anstreben. Ein Studium für alle Schularten wäre hilfreich

Von Iris Hilberth

Die Leitung einer Grund- oder Mittelschule ist heutzutage vor allem ein Job für Menschen, die etwas von Krisenmanagement verstehen. Personalengpässe machen es den Rektorinnen und Rektoren schwer, ihrem pädagogischen Anspruch gerecht zu werden. Irgendeiner fällt immer aus, und wenn krankheitsbedingt und durch mehrere Schwangerschaften im Kollegium zu viele langfristige Lücken im eng ausgetüftelten Stundenplan entstehen, ist Kreativität, Durchhaltevermögen und vor allem Mehrarbeit gefragt. Im Landkreis München hat sich durch steigende Schülerzahlen und zahlreiche längere Ausfälle von Lehrkräften die Situation derart zugespitzt, dass selbst der Hilfstrupp von der Mobilen Reserve das nicht mehr ausgleichen kann.

In Zukunft wird das auch nicht besser werden, denn selbst das Kulturministerium gibt offen zu, dass es voraussichtlich zu wenige Absolventen geben wird, um den Bedarf zu decken. Allein an Abiturienten zu appellieren, doch bitte Grund- oder Mittelschullehramt zu studieren, reicht da nicht aus. Die Attraktivität des Berufs ist offenbar zu gering. Schließlich hört man ja ständig, wie anstrengend die Kleinen heutzutage sind. Und Gymnasiallehrer verdienen eh besser. Gleiche Bezahlung für alle Lehrer wäre schon mal ein erster Schritt, um mehr Nachwuchs an die Pulte der Grund- und Mittelschulen zu bringen. Um aber auch dem Schweinezyklus zu begegnen, nach dem immer alle das studieren, was gerade gefragt ist, um dann einige Jahre später doch ohne Job dazustehen, ist die Idee eines übergreifenden Studiums für alle Schularten eine überlegenswerte Sache.

Ein plötzlicher Mangel an einer bestimmten Schulform wäre so zumindest auszugleichen. Die Qualität würde sicher nicht darunter leiden. Im Gegenteil: So hätte man genügend pädagogisches Personal, ganz ohne umständliche Umschulungen und ohne die Notwendigkeit, doch die Stewardess aus Nordrhein-Westfalen einzustellen, damit nicht noch mehr Unterricht ausfällt.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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