Kommentar:Kärrnerarbeit zahlt sich aus

Der klare Ausgang des Bürgerentscheids zu Straßenerschließungsbeiträgen zeugt von der Überzeugungskraft der Aschheimer Bürgerinitiative und könnte über die Gemeindegrenzen hinaus Wirkung zeigen

Von Irmengard Gnau

Das Ergebnis des Aschheimer Bürgerentscheids ist bemerkenswert. Mehr als 3200 Menschen - gut 47 Prozent der Stimmberechtigten - dazu zu bewegen, sich mit einem so trockenen und durchaus komplexen kommunalpolitischen Thema wie der Verteilung von Straßenerschließungskosten zu beschäftigen und dafür ihre Stimme abzugeben, ist eine Leistung. Die darf sich zu einem großen Teil die Bürgerinitiative zuschreiben, die über Wochen mit viel persönlichem Einsatz für ihr Anliegen geworben hat.

Mehr als 78 Prozent der Wähler haben sich am Ende dafür ausgesprochen, die Anlieger von alten Straßen bei den Erschließungskosten zu entlasten und stattdessen einen größeren Anteil aus der Gemeindekasse zu zahlen. Das ist ein Hinweis auf Solidarität und eine Ortsgemeinschaft mit vielen gewachsenen Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnissen. Freilich bekommt der Einzelne es auch nicht unmittelbar zu spüren, wenn die Allgemeinheit nun mehr zahlt, das erleichterte vielleicht manchem die Wahl.

Die Entscheidung könnte noch Strahlkraft über Aschheim hinaus entwickeln. Denn mit der nachträglichen vollständigen Erschließung ihrer alten Straßen müssen sich bis 2021 alle bayerischen Kommunen befassen. Wer es sich leisten kann, verzichtet um des Gemeindefriedens willen auf nachträgliche Ertüchtigungen oder hat im besten Fall gar keine heiklen Altbestände im Ort. Denn beliebt macht man sich mit dem Thema als Kommunalpolitiker nicht, wie auch die Aschheimer Gemeinderäte zu spüren bekommen haben. Deshalb ist jede Kommune gut beraten, die betroffenen Anlieger früh aufzuklären und intensiv in ihre Planungen einzubeziehen. In Aschheim bleibt zu hoffen, dass das klare Abstimmungsergebnis nun Ruhe in der Streitfrage einkehren lässt.

© SZ vom 18.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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