Kommentar:Jugend allein reicht nicht

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Talente zu fördern, ist grudsätzlich ein guter Plan. Die Kreis-SPD aber braucht jetzt auch die Stärke erfahrener Kräfte

Von Iris Hilberth

Junge Menschen zu fördern, ist prinzipiell immer ein guter Plan. Und wenn sie sich noch dazu als talentiert und ehrgeizig erweisen, sollten die Alten nicht zögern, ihnen etwas zuzutrauen. Zumal eine Partei froh sein kann, wenn sich in ihren Reihen Mitglieder einer Generation finden, die Zukunft verspricht. So war es sicher zunächst von der Kreis-SPD einmal richtig gedacht, Bela Bach mit ihren damals 22 Jahren als Nachwuchshoffnung zu präsentieren, sie in den Bundestagswahlkampf zu schicken und schließlich auch zur Kreisvorsitzenden zu machen, um ihre Präsenz zu erhöhen sowie ihr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben.

Nur ist die Rechnung nicht aufgegangen. Zweimal ist Bach inzwischen am Sprung nach Berlin gescheitert. Und auch wenn man die Schuld beim insgesamt miesen Ergebnis ihrer Partei finden kann, tröstet das nicht über die Niederlagen hinweg. Bach ist jetzt 28 Jahre alt, und man kann es ihr nicht verübeln, wenn sie ihre Lebensplanung überdenkt: Soll ich weiterhin in Hinterzimmern des Landkreises München mit überwiegend älteren Herren über die Neuausrichtung der SPD diskutieren oder lieber beruflich vorankommen und gleichzeitig die Bergwelt Tirols genießen?

Das Problem bei der Förderung von Talenten ist oft mangelnde Geduld. Die kann man Bach nach zwei Bundestagswahlkämpfen zwar nicht vorwerfen. Doch oft ist es so, dass die jungen Leute, wenn sie sich gleich dermaßen reinhängen und in die erste Reihe gestellt werden, entweder sofort etwas werden wollen oder weg sind. Bach war schon weg, als sie eigentlich noch da war. Zuletzt hat man nichts mehr von ihr vernommen. Ein Drei-Stufen-Plan über fast zehn Jahre hinweg, wie ihn Peter Paul Gantzer für Bela Bach vorgesehen hatte, ist mit dem heutigen Leben junger Menschen nicht mehr kompatibel.

So wäre die SPD auch gut beraten, für den neuen Vorstand auf eine Kombination aus Erfahrung und Jugend zu setzen. Die Förderung junger Frauen, wie sie Natascha Kohnen offenbar im Sinn hat, muss man dabei ja nicht außer Acht lassen. Aber sie ist nicht das alleinige Wundermittel, um die SPD aus der Krise zu führen. Das hat die Ära Bela Bach jetzt deutlich gezeigt.

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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