Man mag es kaum glauben: Der Kirchheimer Gemeinderat hat bei nur einer Gegenstimme beschlossen, die Planungen von Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) für die künftige Ortsmitte auf den Weg zu bringen. Applaus! Doch der Beifall für diese zum finalen Beschluss hochgejazzte Entscheidung darf sich in Grenzen halten. Die Kommunalpolitiker haben in der Sache schon vieles gut geheißen - und als großen Wurf gepriesen. Und das seit fast 40 Jahren.
So lang wird in Kirchheim nämlich schon über die eigene Zukunft auf einem Planquadrat zwischen den beiden zwangsverheirateten Dörfern diskutiert. Unzählige Sondersitzungen und Klausurtagungen des Gemeinderats, Bürgerbeteiligungen und gefühlt hundert Ideen für die Ortsmitte hat es gegeben. Beinahe ebenso viele Beschlüsse und Entwürfe von Architekten, die zunächst gefeiert wurden und dann schnell wieder in irgendwelchen Schubladen verschwanden. In den vergangenen Jahrzehnten hat kein anderes Thema eine Vielzahl von Lokalpolitikern und Menschen in Kirchheim und Heimstetten so sehr beschäftigt - und wohl auch so genervt.
Die Ortsmitte steht für eine sinnvolle und nachhaltige Gestaltung des Lebensumfeldes für die Menschen im wenig homogenen Kirchheim. Sie soll eine Brücke sein für die Bürger in zwei sich wenig zugetanen Ortsteilen. Doch die schier endlose Diskussion über das Projekt hat mehr Gräben aufgerissen und polarisiert anstatt zu einen. Allein die Härte, mit der in der Gemeinde in der Vergangenheit über den richtigen Weg gestritten wurde, zeugt davon. Dass der junge Bürgermeister Böltl es geschafft hat, im Gemeinderat eine tragfähige Mehrheit für seine Vision von der Ortsmitte zu finden, verdient Anerkennung. Aber nicht mehr. Nun ist es an den Damen und Herren im Gremium wie auch im Rathaus, ganz schnell Taten folgen zu lassen. Sonst bleibt der jüngste Beschluss zu der so dringend benötigten Gemeindeentwicklung nicht mehr als eine Fußnote in einer unendlichen Geschichte mit dem Titel "Kirchheim verschläft seine Zukunft". Und der Zug ist abgefahren.