Für die Sauerlacher Bevölkerung ist es angenehm zu wissen, dass ihre Vertreter im Gemeinderat sparsam und vorausschauend mit den kommunalen Einnahmen umgehen und einen möglichst weiten Bogen um eine Neuverschuldung machen. Zwar hat die Gemeinde für ihre geringe Größe ein stattliches Haushaltsvolumen, heuer in Höhe von 20,5 Millionen Euro, aber abzüglich aller fixen Ausgaben bleibt nicht viel finanzieller Spielraum für Extras. Zuerst die Pflicht und dann die Kür, lautet daher ihre durchaus vernünftige Devise. Es steht außer Zweifel, dass Vorhaben wie etwa die Erweiterung der Von-Aychsteter-Grundschule Pflichtaufgaben der Kommune sind. Aber in welche Kategorie lässt sich der Wunsch des TSV Sauerlach nach einem Kunstrasenplatz einordnen? Pflicht oder Kür? Der Gemeinderat tut sich offenbar schwer bei der Beantwortung dieser Frage.
Wer nur ein Auge darauf hat, dass der 750 000 Euro teure Kunstrasenplatz die sportlichen Freuden eines Großteils der 1300 TSV-Mitglieder erhöht und ihnen die Möglichkeit gibt, das ganze Jahr über ihrem Hobby zu frönen, der kann die Investition als Kür betrachten. Aber das wäre zu kurz gedacht. Ist es nicht gerade der Vereinssport, der die Dorfgemeinschaft befördert und einen wichtigen Beitrag dazu leistet, insbesondere die jungen Menschen an ihre Heimat zu binden, Neubürger zu integrieren, sie lehrt, mit Niederlagen umzugehen, sie davon abhält, ihre Energien ungezügelt und auf unschöne Weise zu entladen?
Der sozialen Komponente eines Sportplatzes sollte beim Abwägen von Für und Wider ein hoher Stellenwert eingeräumt werden, gerade auf dem Land, wo die Freizeitmöglichkeiten geringer sind als in urbanen Zentren. Die vielerorts beschworene Weiterentwicklung des ländlichen Raumes funktioniert nur, wenn die soziale Infrastruktur mitwächst mit den Wohnsiedlungen und Gewerbegebieten. In Sauerlach ist der Sport im Laufe der Jahre ein wenig ins Abseits geraten. Die Investition in einen Kunstrasen wäre gut angelegtes Geld.