Kommentar:Integration durch Lohn

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Der Weg für Flüchtlinge in die Mitte der Gesellschaft funktioniert über Arbeit - und Arbeit muss fair bezahlt werden. Das gilt nicht zuletzt im reichen Landkreis München

Von Markus Mayr

Flüchtlinge wollen arbeiten. Unternehmen wollen Flüchtlinge einstellen. Gut so. Die Integration beginnt. Ganz nebenbei besetzen die Zugezogenen freie Stellen, zuweilen gar als Fachkräfte. Dabei können die Geflüchteten sich einleben in die Gesellschaft in diesem Land. Integration durch Arbeit - das klingt gut in den Ohren von Unternehmern. Ihnen gefällt die wichtige Rolle, die ihnen dabei zukommt. Deshalb sollten Unternehmer alles daran setzen, diese Rolle auch auszufüllen. Gerade was die Bezahlung anbelangt: Auch Flüchtlinge sollten den Mindestlohn kriegen.

Das Gesetz zum Mindestlohn kennt Ausnahmen, Praktikanten oder Azubis zum Beispiel. Doch diese Ausnahmen dürfen Unternehmen für Flüchtlinge auch wirklich nur als solche begreifen. Sie dürfen Asylbewerber nicht als Praktikanten oder Azubis anstellen, wenn sie sie eigentlich als reguläre Arbeitskräfte einsetzen. Zum einen würden die Unternehmen mit diesem Vorgehen faktisch einen neuen Billiglohnsektor schaffen. Zum anderen haben Geflüchtete nur mit einem eigenen Einkommen eine echte Chance, Teil dieser Gesellschaft zu werden. Nur wenn sie selbst für sich sorgen können, für sich und ihre Familie, wird diese Gesellschaft sie akzeptieren. Gerade in der wohlhabenden Region München ist Leistung das, worüber sich Menschen oftmals definieren. Wer wenig leistet, ist wenig angesehen. Wer nicht für sich sorgen kann, wird beäugt - obwohl die Gründe dafür so vielfältig wie triftig sein können. Wer von den Steuern anderer lebt, wird eher am Rand denn in der Mitte der Gesellschaft leben.

Flüchtlinge stehen derzeit noch am Rand dieser Gesellschaft. Sie sind den Deutschen so fremd wie die Deutschen ihnen. Das kann sich ändern, das sollte und wird sich ändern. Doch dazu gehört, dass Flüchtlinge von ihrem Job leben können. Gerade ihre Arbeit sollte Unternehmern 8,50 Euro wert sein. Wer sich als Unternehmer Integration aufs Aushängeschild schreibt, der darf beim Lohn nicht knausrig sein.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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