Kommentar:Höhere Löhne sind die einzige Lösung

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Selbst mit kreativen Lösungen können die Kommunen das Problem des Fachkräftemangels in den Kitas nur lindern, aber nicht lösen

Von Martin Mühlfenzl

Der Job als Pflegekraft müsse wieder cool werden, hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey unlängst gesagt. Soll heißen: Wenn die Attraktivität der Berufe Kranken- oder Altenpfleger steigt, ließe sich der Fachkräftemangel leichter beheben. Doch Coolness alleine reicht nicht, um mehr Menschen nicht nur für die Pflege, sondern auch für die Tätigkeit als Erzieherin, Kindergärtner oder Pädagoge zu begeistern. Die Bundesfamilienministerin hat daher auch gesagt, was viel entscheidender ist: All jene, die sich um Kinder, Jugendliche, Kranke oder Alte kümmern, müssen von ihrem Job leben können.

Das gilt umso mehr in einer derart reichen und somit auch teuren Region wie dem Landkreis München. Denn die 29 Städte und Gemeinden von Unterschleißheim bis Grünwald trifft der Fachkräftemangel besonders hart - etwa 180 Erzieherinnen fehlen derzeit nach Angaben des Landratsamtes. Es ist eine paradoxe Situation, die von den Kommunen und dem Landkreis gelöst werden muss: Die Städte und Gemeinden bauen ohne Unterlass neue Krippen und Kindergärten, um die immer weiter steigende Nachfrage nach Plätzen abdecken zu können. Sind die Kitas fertig, fehlt aber das Personal, um neue Gruppen eröffnen zu können. Viele Kommunen und auch der Landkreis gehen daher neue, kreative Wege, um auf dem leer gefegten Markt überhaupt noch fündig zu werden: Zulagen, gemeindeeigene Wohnungen, Werbung in Bus und Bahn, Fortbildungen und Unterstützung bei der Ausbildung zur Führungskraft. Doch das grundsätzliche Problem des Fachkräftemangels lässt sich damit nicht lösen - höchstens lindern.

Die Kommunen und Landkreise sind auf die Hilfe des Bundes und des Freistaats angewiesen, um etwa den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz auch tatsächlich erfüllen zu können - und den Konkurrenzkampf der Einrichtungen um gutes Personal nicht noch weiter anzufachen. Dazu gehört natürlich, den Beruf "cooler" auszugestalten, Arbeitszeiten- und Belastungen zu reduzieren. Quereinsteigern bessere Perspektiven zu eröffnen. Und vor allem die Löhne zu erhöhen. Denn von etwas mehr als 2500 Euro Einstiegsgehalt kann eine Erzieherin im Landkreis München nicht leben.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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