Kommentar:Hilfeschreie einer überlasteten Region

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Verzweifelt warten die Menschen auf die großen Lösungen der großen Politik. Doch die bleiben aus. Deshalb ist es ist richtig, ein Fahrverbot für Lastwagen zu fordern

Von Martin Mühlfenzl

Ein Fahrverbot ist die Ultima Ratio der Verkehrspolitik. Die ganz schwere Keule, wenn gar nichts mehr geht, Menschen unter der Belastung auf den Straßen leiden und die Gefahren zu groß werden. Dieser allerletzte Ausweg aus der Verkehrsfalle muss wohl überlegt sein. Dass Landrat Christoph Göbel nun die Anordnung eines solchen Fahrverbots auf der B 471 durch die Gemeinden Aschheim, Feldkirchen, Haar und Putzbrunn ankündigt, ist im Kern richtig und ein klares politisches Signal an eine überforderte Wachstumsregion im Dauerstau - auch wenn das Fahrverbot sehr wahrscheinlich nie kommen wird.

Die Forderung der vier Bürgermeister nach einem Fahrverbot für Lastwagen war ja nicht der erste Hilfeschrei aus dem östlichen Landkreis. Und es darf auch nicht der letzte sein. Bleibt die Regierung von Oberbayern bei ihrer bisherigen Linie, wird sie die B 471 als zu wichtig einstufen, ihre Bedeutung als Ausweichtrasse des Autobahnrings hervorheben und die Anordnung des Landrats einkassieren. Und doch wird etwas hängen bleiben - bei den Kommunalpolitikern und vor allem bei den Bürgern: Beim gegenwärtigen Zustand kann und wird es nicht bleiben, der Transit- und Schwerlastverkehr bedroht die Lebensqualität Tausender Menschen. Und zwar im gesamten Landkreis München.

Was die Anwohner zwischen Aschheim und Putzbrunn an der B 471 jeden Tag erleben, ist bittere Realität in den allermeisten der 29 Städte und Gemeinden von Unterschleißheim bis Grünwald. Wer die wichtige Bundesstraße weiter nach Ismaning und dann nach Garching, Ober- und Unterschleißheim fährt, erlebt auch dort den alltäglichen Verkehrsinfarkt. Im Süden herrscht von Ottobrunn über Taufkirchen und Unterhaching Stillstand auf den Verkehrsadern. Verzweifelt warten die Menschen auf die großen Lösungen der großen Politik. Und so lange die ausbleiben, ist es richtig, dass Kommunalpolitiker, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, die Stimme erheben und auf Konfrontationskurs gehen.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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