Kommentar:Helfen statt jammern

Lesezeit: 1 min

In dieser Pandemie ist es wichtig, jene zu unterstützen, die besonders darunter leiden

Von Lars Brunckhorst

Wie schnell sich die Dinge ändern: Eben noch klagten die Gastwirte über die frühe Sperrstunde, von Montag an würden sie sich freuen, wenn sie überhaupt noch öffnen dürften. Selbiges gilt für Kulturveranstalter. Statt wenigstens 50 Tickets pro Konzert oder Aufführung verkaufen zu dürfen, müssen sie vier Wochen lang wieder ganz zusperren. Schlimmer geht's immer.

Wer jetzt entgegnet, die Eindämmung der Pandemie und die Rettung von Menschenleben habe eben Vorrang, sollte kurz darüber nachdenken, ob er seinen Zwischenruf aus dem heimeligen Home-Office tätigt. Für Gastronomen und Musiker, Servicekräfte und Theaterschauspieler geht es um die Existenz. Diesen Unterschied sollte auch bedenken, wer jetzt lamentiert, bloß weil er ein paar Wochen zuhause auf der Couch bleiben muss und nicht zum Zeitvertreib ausgehen darf.

Von dieser Pandemie sind Menschen nämlich ganz unterschiedlich stark betroffen. Weil aber alle mitmachen müssen, um die Seuche zu besiegen, müssen diejenigen, die unter den Maßnahmen besonders leiden, unterstützt werden. Das zu tun, haben die Regierungen versprochen; es kann aber auch jeder einzelne tun. Etwa indem er sich sein Essen vom Lieblingsitaliener liefern lässt oder die bereits gekauften Konzertkarten nicht zurück tauscht, indem er seinen Vertrag fürs Fitnessstudio weiterlaufen lässt oder jetzt Gutscheine für einen Lokalbesuch im Dezember erwirbt.

Und noch etwas kann jeder Einzelne tun: Sich überlegen, ob er in seiner Situation nicht auf hohem Niveau jammert. Darüber sollten in erster Linie all jene nachdenken, die das Tragen einer Alltagsmaske als Belästigung und Einschränkung ihrer Freiheit brandmarken. Und statt dagegen zu demonstrieren, dass ihre Kinder ein Stück Stoff fünf Stunden im Unterricht vor Mund und Nase tragen müssen, sollten sie froh sein, dass ihre Kinder überhaupt noch zur Schule gehen können. Weitere Monate Home-Schooling wären gewiss schlimmer.

© SZ vom 30.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: