Die Schieflage der Welt hat längst den Landkreis München erreicht: Fast täglich kommen neue Flüchtlinge, die vor Krieg und Verfolgung fliehen und untergebracht werden müssen. In Pullach werden einige von ihnen am Freitag in der Turnhalle der Mittelschule eine Bettstatt finden - natürlich nur vorübergehend. Die Entscheidungsträger der Kommune im Isartal wollen diese Menschen langfristig nicht "ghettoisieren". Statt in einer Unterkunft, die das Landratsamt auf einer gepachteten Fläche errichten könnte, sollen sie weiterhin dezentral untergebracht werden. Eine "intelligente Mischung" von Pullachern und Asylbewerbern soll so entstehen, die das Zusammenleben lebenswert macht - für alle.
Diesen Willen hat der Gemeinderat oft bekräftigt. Doch wenn es um Wege geht, ihn umzusetzen, tritt das Gremium auf der Stelle: Der Vorschlag der SPD, mit einem Neubau auf gemeindeeigenem Grund an der Anton-Köck-Straße bezahlbaren Wohnraum für Pullacher und Unterkünfte für Flüchtlinge unter einem Dach zu schaffen, hätte ein Beispiel sein können, auch für andere Gemeinden. Keine Lösung der Probleme, schließlich warten mehr als hundert Pullacher auf eine günstige Wohnung, und die Gemeinde muss in diesem Jahr zwischen 80 und 100 Flüchtlingen aufnehmen. Aber der dringende Anfang des beschworenen "Pullacher Wegs". Stattdessen haben mal wieder die Bedenken gesiegt - welche vorher freilich genüsslich von einigen Gemeinderäten geschürt wurden.
Sicher: Die Entwicklungsmöglichkeiten in Pullach sind begrenzt. Und sollten daher behutsam und wohlüberlegt genutzt werden. Der Ortsentwicklungsplan, den der Gemeinderat gerade auf den Weg bringt, ist dafür die richtige Basis. Das Wort aber klingt nach einem langwierigen Prozess. Und fast schon weltfremd angesichts der Wohnungsnot und der vielen heimatlosen Flüchtlinge, deren Leben sich bald in der Turnhalle abspielen wird. Es hört sich an, als hätten die Pullacher viel Zeit. Daran mangelt es ihnen aber noch mehr als an Bauland. Ortsentwicklungsplan - das klingt nach der Illusion, man könne die Schieflage der Welt aus dem Isartal fernhalten.