Kommentar:Ganz schön verschaukelt

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Nachdem jetzt eine Studie bestätigt hat, dass Seilbahnen die Verkehrsprobleme im Münchner Umland nicht lösen können, wird es Zeit, die lange versprochenen Verlängerungen der U6 nach Martinsried auch der U5 nach Ottobrunn und Neubiberg in die Tat umzusetzen

Von Wolfgang Krause

In den vergangenen vier Jahren gefielen sich Kreispolitiker aller Parteien darin, für immer neue Strecken im Münchner Umland Seilbahnen vorzuschlagen. Statt im Stau zu stehen, sollten Pendler künftig in Gondeln zur Arbeit schweben - das klang ebenso aufregend wie nachhaltig und war deshalb das perfekte Thema für den Dauerwahlkampf, der in dieser Zeit herrschte. Nun hat eine Studie bestätigt, was wohl alle ahnten: Seilbahnen sind geeignet, um Skifahrer auf den Berg zu bringen, aber sie lösen nicht die Verkehrsprobleme einer Metropole wie München.

Dass die Macher der Studie stattdessen vor allem Busse propagieren, die auf eigenen Spuren schneller unterwegs sein sollen, ist angesichts der zugrunde liegenden Nutzen-Kosten-Logik auch keine wirkliche Überraschung. Der Landkreis und auch die Stadt München setzen schon länger auf den Ausbau des Busnetzes, weil das viel einfacher umzusetzen ist als neue U-Bahnlinien oder auch nur die Verlängerung einer alten. Trotzdem wäre es verkehrt, den Ausbau des Schienennetzes weiter zu vernachlässigen.

Die geraden Linien von S- und U-Bahn sind die zentralen Adern des MVV-Systems, auf denen sich lange Strecken ohne Umsteigen zurücklegen lassen. Auch Ortsfremde und Gelegenheitsfahrer finden sich hier auf Anhieb zurecht. Wer in einen Bus steigt, weiß dagegen nie genau, welchen Haken dieser an der nächsten Kreuzung schlägt. Das schreckt ab. Wer es also ernst meint mit der Verkehrswende und neue Fahrgäste für die Öffentlichen gewinnen will, darf die U-Bahn nicht an den Stadtgrenzen enden lassen. Der muss nicht nur die lange versprochene Verlängerung der U 6 nach Martinsried endlich umsetzen, sondern auch die U 5 rasch bis nach Ottobrunn und Neubiberg weiterführen. Alles andere wäre Stückwerk.

© SZ vom 20.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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