Kommentar:Fragwürdige Kehrtwende

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Wieder einmal stellt die Vereinigung WIP ein bereits beschlossenes Projekt infrage: Diesmal trifft es das Pullacher Schwimmbad

Von Michael Morosow

Die Abkehr von einem bereits gefassten Beschluss kann Sinn ergeben und ist per se nicht zu beanstanden. Dass die mehrheitliche Entscheidung des Pullacher Gemeinderats, den Beschluss für einen Schwimmbadneubau auf der Kuhwiese aufzuheben und stattdessen die Planungen für einen Neubau am alten Standort an der Hans-Keis-Straße aufzunehmen, eine kluge Entscheidung ist, muss indes in Frage gestellt werden.

Zweifel sind aber nicht nur an der Sinnhaftigkeit der Kehrtwende angebracht, sondern auch an der Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist. Wieder einmal haben Vertreter der WIP-Fraktion ihr Ohr ganz nah an den Puls der Bevölkerung gehalten und so erfahren, dass die Menschen befürchten, bald gar kein Schwimmbad mehr im Ort zu haben. Und wie bestellt trat zum Tagesordnungspunkt "Bürgeranfragen" Angelika Knecht, Abteilungsleiterin Schwimmen beim SV Pullach, ans Mikrofon und schilderte die Befürchtungen der drei Pullacher Schwimmvereine mit zusammen 800 Mitgliedern, auf dem Trockenen zu sitzen, falls das bestehende, recht marode Schwimmbad schließen muss. Diese Sorgen sind wohl berechtigt, aber dass ausgerechnet Angelika Knecht den Part der Mahnerin übernahm, lässt zumindest Vermutungen zu; sie hat 2014 für die WIP kandidiert.

Mit dem Standortwechsel ginge alles schneller und werde alles günstiger, behauptet die WIP, die als eines ihrer Hauptargumente gegen die Kuhwiesenpläne die zu erwartenden Anwohnerklagen ins Feld führt. Als ob die Anwohner an der Hans-Keis-Straße sicher ruhig blieben, wenn vor ihren Haustüren die Bagger anrollten. Was davon zu halten ist, hat Arnulf Mallach (SPD) auf den Punkt gebracht, als er von einem "gewissen Dilettantismus" sprach. "Man will es besser wissen und zweifelt alle Gutachten an", schrieb er der WIP ins Stammbuch.

Dass auch die komplette CSU-Fraktion die alten, mit viel Verwaltungsaufwand erarbeiteten Pläne über den Haufen warf und ihr Vorsitzender Andreas Most plötzlich wieder mit einem Naturbad an der Isar daherkam, ist auch schwer verständlich. Aber sie alle sollten sich fürderhin zurückhalten mit ihrer Kritik, dass baulich nichts vorankomme in Pullach.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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