Kommentar:Feste Unterkünfte müssen her

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Immer mehr Menschen kommen in den Landkreis - dauerhaft. Die Kommunen werden sich daher nicht mehr die Frage stellen können, ob sie neuen Wohnraum schaffen. Sondern nur noch wie

Von Konstantin Kaip

In der dringend benötigten neuen Erstaufnahmeeinrichtung, die die Regierung von Oberbayern nun in Dornach schafft, sollen bis zu 1500 Menschen vorübergehend unterkommen können. Das ist eine sehr große Zahl, aber doch nur ein Bruchteil der Personen, die in den vergangenen Tagen in München angekommen sind. Die Anzahl der Menschen, die in den Bürokomplex auf Aschheimer Gemeindegebiet kommen, wird von den etwa 6000 Flüchtlingen abgezogen, die der Landkreis München nach den neuesten offiziellen Angaben bis Ende des Jahres unterbringen muss. Doch Anlass zum Aufatmen ist sie in den Kommunen zum Ende der Sommerpause nicht. Ganz im Gegenteil.

Wie jede Tragluft- oder Turnhalle, die als Notunterkunft dient, verdeutlicht die Erstaufnahmeeinrichtung vor allem eines: die Dringlichkeit, feste Unterkünfte zu schaffen. Die Tausenden Menschen, die nach langer Flucht aus Krisengebieten in Bettenlager gepfercht werden, brauchen Raum zum Leben. Denn die meisten, die es nach Deutschland geschafft haben, werden dauerhaft hier bleiben, wie Landrat Christoph Göbel kürzlich gesagt hat. Deshalb will das Landratsamt an dem Konzept festhalten, sie gleichmäßig auf die Kommunen zu verteilen, um sie besser zu integrieren. Das Mietgesuch des Landkreises liegt bei allen Gemeindeverwaltungen auf dem Tisch.

Wenn also in den kommenden Wochen in den Rathäusern die Sitzungen wieder losgehen, stellt sich nicht mehr die Frage, ob in den Gemeinden feste Unterkünfte für Flüchtlinge geschaffen werden sollen. Es geht nur noch darum, wie und wo. Die Entscheidung nach zähen Diskussionen über die "Sozialverträglichkeit" zu vertagen, weil Nachbarn um ihre Grundstückspreise fürchten, wird sich kein Gremium mehr leisten können, das in der Frage des künftigen Miteinanders handlungsfähig bleiben will. Dabei muss es auch um dringend benötigten Wohnraum gehen. Denn viele der Flüchtlinge, die jetzt erstmal notdürftig untergebracht werden, wollen später hier in Frieden leben.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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