Kommentar:Es braucht Taten statt Worte

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Mit einer Mobilitätskampagne ruft der Landkreis Menschen zum Umsteigen auf Bus und Bahn auf. Solange die Staatsregierung den Ausbau von Schiene und ÖPNV vernachlässigt, mutet dieser Vorstoß paradox an

Von Martin Mühlfenzl

Landrat Christoph Göbel hat Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart im April einen Brief geschrieben, in dem er sich für den zweigleisigen Ausbau der S 7 Ost einsetzt. Der Minister hat darauf vielsagend geantwortet. Zunächst verweist er auf das Programm "Bahnausbau Region München, das die Grundlage "für eine zukunftsweisende Entwicklung der Schieneninfrastruktur" bilden soll, um dann zu erklären, was das wirklich heißt: "Zentrales Element dieses Programms ist die 2. Stammstrecke." Da bleibt für weitere Projekte, die deutlich weniger kosten, nicht mehr viel übrig.

Der Landkreis aber ächzt unter der Last des Verkehrs, auf den Autobahnen, Straßen, auf der Schiene. Jeden Morgen quetschen sich Hunderttausende Pendler in vollkommen überfüllte S-Bahnen, die auf manchen Trassen nur alle 20 oder - noch schlimmer - alle 40 Minuten über veraltete Gleise rumpeln. Und so mutet es geradezu paradox an, dass der Landkreis Geld in eine Mobilitätskampagne investiert, die Menschen zum Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr bewegen soll, während seitens der Staatsregierung Durchhalteparolen kommen, aber leider kein Geld für den Ausbau der Schiene. Die immer rasanter wachsende Region aber braucht - neben bezahlbarem Wohnraum - nichts dringender als einen zügigen und umfassenden Ausbau des ÖPNV. Eine Verkehrswende, die den Namen verdient und sich nicht nur nach den Bedürfnissen der Landeshauptstadt richtet, sondern auch nach den Anforderungen der Pendler und Kommunen in der Region.

Natürlich muss sich das Bewusstsein der Menschen verändern, selbstverständlich müssen mehr Menschen davon überzeugt werden, das Auto stehen zu lassen - und genau darauf zielt die wichtige Kampagne des Landkreises ab. Sie wird nur verpuffen, wenn sich das Bewusstsein der Staatsregierung nicht verändert und endlich in München und in der Region investiert wird, wie der Verkehrsminister mit seinem Programm glauben machen will. Bisher ist dieses Versprechen nicht eingelöst worden.

© SZ vom 17.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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