Kommentar:Erste Hilfe für die Freiwilligen

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Ehrenamtliche, die sich in den Dienst der Bevölkerung stellen, haben jegliche staatliche Unterstützung verdient

Von Bernhard Lohr

Es ist im Grunde kaum zu glauben: Ohne den Einsatz freiwilliger Helfer würde die Notfallversorgung im Landkreis München zusammenbrechen. So deutlich muss man das sagen. Denn nur dank der First-Responder-Einheiten der Feuerwehren und der Helfer-vor-Ort-Gruppen könnte selbst im direkten Münchner Umland die notwendige Frist nicht eingehalten werden, in der ein Ersthelfer bei einem Patienten zu sein hat. Dabei geht es bekanntlich um Leben und Tod. Die Feuerwehren schließen die Versorgungslücke. Jeder dritte Einsatz der Feuerwehren geht aufs Konto dieser Rettungseinsätze. Einfach mit einem Dankeschön ist das nicht abgegolten.

Es fällt auf, dass sich die Feuerwehren über die Dienste nicht beklagen, die sie rund um die Uhr leisten. Sie sind zu einer Selbstverständlichkeit geworden, was zeigt, wie stark das Ehrenamt in der Gesellschaft verwurzelt ist. Darüber sollte man sich in Zeiten, in denen über wachsenden Egoismus geklagt wird, freuen. Doch auch hier gilt der Hinweis, der zuletzt in der Diskussion über die Tafeln für Bedürftige zu Recht gemacht wurde: Staatliche Aufgaben dürfen nicht wie selbstverständlich an Freiwillige delegiert werden.

Das Bewusstsein dafür, was der Staat zu leisten hat, muss immer wieder geschärft werden. Wo er sich zurückzieht, schwindet das Vertrauen in die Institutionen. Politikverdrossenheit hat dort ihre Wurzeln. Das ist zurzeit im Raum München zu beobachten, wenn Eltern erbost auf einen Betreuungsplatz pochen. Gleiches gilt für all die Verzweifelten, die günstigen Wohnraum suchen. Der Freistaat hat sich in den vergangenen Jahren zu sehr rausgenommen und es den Kommunen überlassen, Lücken zu füllen.

Den Lokalpolitikern im Landkreis ist das bewusst. Es wird in Kindertagesstätten und Schulen investiert. Gemeindewohnungen werden gebaut. Die Freiwilligen Feuerwehren bekunden, dass ihre Arbeit in den Rathäusern Wertschätzung erfährt. Die vom Landkreis finanzierte Ehrenamtskarte, die Vergünstigungen gewährt, geht in die richtige Richtung. Bezahlbare Gemeindewohnungen müssen zunächst an die vergeben werden, die sich für die Allgemeinheit einsetzen. Und wo es notwendig ist, muss natürlich mit staatlicher Unterstützung eine Rettungswache errichtet und betrieben werden.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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