Kommentar:Eine Schande für den Ort

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In Feldkirchen ehrt immer noch ein Hindenburgplatz Hitlers Steigbügelhalter. Das sollte endlich geändert werden

Von Patrik Stäbler

Über einen "Schandfleck" ist bei der Feldkirchner Bürgerversammlung geklagt worden - so wie bei vielen Bürgerversammlungen landauf, landab über Schandflecke geklagt wird. Gemeint war die Hecke am Friedrichsplatz, die nicht mehr recht nachwachsen mag, wobei das Wort Schandfleck hierfür doch etwas harsch erscheint. Das trifft eher auf einen Ort fünfzig Meter weiter zu, der ebenfalls Thema der Bürgerversammlung war: Der Hindenburgplatz ist wahrhaftig ein Fleck, der Feldkirchen zur Schande gereicht.

Schließlich sind sich Historiker längst einig, dass der einstige deutsche Reichspräsident durch sein Tun Adolf Hitler den Weg zur Macht geebnet hat. Mehr noch: Bis zu seinem Tod im August 1934 hat Hindenburg Hitlers Vorgehen gutgeheißen. So schickte der Generalfeldmarschall nach den Morden infolge des sogenannten Röhm-Putsches ein Glückwunschtelegramm an Hitler und in seinem Testament nannte Hindenburg ihn gar "Mein Kanzler Adolf Hitler". Dieser Steigbügelhalter des Mannes, der die schlimmsten Verbrechen in der deutschen Geschichte angeordnet hat, wird in Feldkirchen nach wie vor geehrt - denn nichts anderes ist die Benennung einer Straße oder eines Platzes. Und nicht einmal eine Plakette oder eine Tafel informiert am Hindenburgplatz über die zweifelhafte Geschichte des Namensgebers.

Nun mag schon sein, dass der Name im Alltag nie fällt; als Adresse gibt es den Hindenburgplatz nicht. Trotzdem wäre eine Umbenennung, wie sie München, Berlin, Stuttgart und viele weitere Kommunen vorgemacht haben, ein richtiges und wichtiges Zeichen - und einfach noch dazu, weil eben keinerlei Adressen betroffen wären. Bleibt die Frage nach einem neuen Namen. Ruth Drexel, die der Bürgermeister ins Spiel brachte, hat ohne Frage eine besondere Beziehung zu Feldkirchen. Genau deshalb sollte ihr Name jedoch eine Straße oder einen Platz zieren, der auch mit tatsächlichen Adressen im Straßenverzeichnis auftaucht. Der Hindenburgplatz würde Ruth Drexel nicht gerecht; diesen sollte man vielmehr simpel und sinnvoll auf den Namen Maibaumplatz taufen.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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