Was waren das für hehre Ziele. Bis zum Jahr 2050 sollte der Energieverbrauch im Landkreis München um 60 Prozent auf 40 Prozent des heutigen Energieverbrauchs gesenkt werden. Sollte. Denn von der Energievision, der sich der Kreistag im Jahr 2006 verschrieben hat, ist nicht mehr viel übrig; sie ist bisher nicht viel mehr als ein Bild der Phantasie geblieben.
Dafür hat der Landkreis in jüngster Zeit viel Kritik einstecken müssen. Zögerlichkeit, fehlender Mut, mangelnder Wille - lang ist die Liste der Vorwürfe, der sich die Parteien, die Verwaltung im Landratsamt und mit ihr Landrat Christoph Göbel ausgesetzt sehen. Dass nun ausgerechnet Göbel beim Thema Windkraft einen neuen Vorstoß wagt und den Gemeinden Aying, Brunnthal, Sauerlach und Otterfing, die sich in der Arbeitsgemeinschaft Windallianz Hofoldinger Forst zusammengeschlossen haben, seine Unterstützung zugesagt hat, kommt einem ersten Rettungsversuch der Energievision gleich. Der Einstieg des Landkreises in ein interkommunales Windenergie-Projekt wäre aber auch eine kleine Revolution; lässt doch die Staatsregierung nichts unversucht, den Bau von Windrädern im Freistaat zu torpedieren. Christoph Göbel aber hat bereits bei einem ganz anderen Thema - der Asylpolitik - deutlich gemacht, dass er nicht gewillt ist, Ministerpräsident Seehofer und dessen Wankelmut linientreu zu folgen.
Es wird dauern, bis die Kommunen und der Landkreis im Hofoldinger Forst Windräder errichten werden; die Partner werden viele Hürden überwinden müssen. Allein der Wille, in Eigenregie einen Teil zur Energieversorgung beizutragen - ohne den Profit im Hinterkopf zu haben -, ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Um der Energievision tatsächlich wieder Leben einzuhauchen, braucht es aber mehr als gemeinsame Absichtserklärungen. Eine solche ist die Energievision selbst schon.