Verzicht auf Öko-Strom:Ein verheerendes Signal

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Putzbrunn und Straßlach-Dingharting verabschieden sich von regenerativen Energien. Das untergräbt auch die Energiewende im gesamten Landkreis

Von Martin Mühlfenzl

Energiepolitik war und ist immer auch Symbol- und Schaufensterpolitik. Großen Reden folgen meist keine Taten - auf großer Ebene wie im Kleinen. Die große Koalition im Bund hat die Energiewende nahezu beerdigt, die bayerische Staatsregierung fährt populistische Attacken gegen Stromtrassen aus dem Norden, und die einst vom Landkreis München aufgestellte Energievision ist mittlerweile nicht mehr als ein Trugbild. Angesichts dieses Niedergangs der Energiewende fällt es Gemeinden wie Straßlach-Dingharting oder Putzbrunn leicht, von Ökostrom wieder auf sogenannten Normalstrom umzusteigen.

Die Gemeinderäte tun das ohne schlechtes Gewissen und rechtfertigen ihr Handeln mit den Mehrkosten, die der Ökostrom verursacht. In Straßlach geht es dabei um 5000 Euro, in Putzbrunn um etwa 13 000 Euro, die eingespart werden können, wenn wieder auf konventionellen Strom aus Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken zurückgegriffen wird. Außerdem äußern viele Gemeinderäte Zweifel daran, dass tatsächlich ausschließlich Ökostrom erhalte, wer sich für die Variante der erneuerbaren Energien entscheidet. Es geht also wie immer ums Geld - es spielt aber auch ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber der Energiewende eine Rolle, das auf Bundesebene ebenso weit verbreitet ist wie unter Kommunalpolitikern.

Das Signal, das von der Politik ausgesandt wird, ist indes verheerend. Denn die Leidenschaftslosigkeit der Politiker in Sachen Energiewende zieht Kreise. Sie hat die Begeisterung, die in weiten Teilen der Gesellschaft für einen echten Klimawandel existiert hat, versiegen lassen. Ja, Klimapolitik ist Symbolpolitik. Und es liegt in der Verantwortung der Politik, an die Bürger die richtigen Signale auszusenden. Wenn sich Kommunen aus monetären Gründen von ihren ohnehin kleinen Schritten in Richtung regenerativer Energien verabschieden, wird es schwer, die Gesellschaft später wieder für die Energiewende zu begeistern.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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