Kommentar:Ein Sieg der Vernunft

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Der Feldkirchner Gemeinderat hat rechtzeitig erkannt, dass dem ehemaligen Reichspräsidenten Hindenburg keine Ehre zuteil werden darf

Von Sabine Wejsada

Gut gemacht. Der Hindenburgplatz in Feldkirchen ist Geschichte. Endlich. Der Gemeinderat hat mit seiner Mehrheitsentscheidung vom Donnerstag einen Schlusspunkt hinter eine seit Monaten geführte Debatte gesetzt und ist einem Beschluss der Bürgerversammlung gefolgt. Am Ende hat die Vernunft gesiegt - wenn auch nicht bei allen Lokalpolitikern in dem Gremium.

Dass es in Zeiten wie diesen, da Rechtspopulisten in deutschen Parlamenten sitzen, überhaupt noch derartigen Diskussionsbedarf gibt, ist mehr als fragwürdig. Ehrerbietungen für glühende Nationalisten, die Hitler den Weg geebnet haben, gehören zweifelsfrei abgeschafft. Und zu diesen zählt der ehemalige Reichspräsident, der von vielen Historikern als "Steigbügelhalter Hitlers" bezeichnet wird. Sein Name hat auf einem Straßenschild nichts zu suchen. Wenn jemand argwöhnt, man würde mit einer Umbenennung Teile der Geschichte löschen wollen, sei ihm empfohlen, ein Geschichtsbuch in die Hand zu nehmen und noch einmal nachzulesen, wofür Hindenburg und seine Zeitgenossen stehen. Sie verdienen keineswegs eine Ehrung, was die Patenschaft für eine Straße nun einmal darstellt. Also weg damit.

Auch in anderen Städten und Gemeinden im Landkreis München tun sich Kommunalpolitiker seit langem schwer, historisch belastete Namen aus dem Straßenverzeichnis zu tilgen. Erinnert sei nur an die fruchtlosen Debatten in Taufkirchen und Putzbrunn. Die Idee, mit Plätzen oder Wegen weiterhin an Nazis zu erinnern und einfach nur Schilder mit erklärenden Hinweisen anzubringen, ist fadenscheinig und mutlos. So macht man es sich viel zu einfach.

Der Feldkirchner Plan, den Platz umzubenennen und zugleich mithilfe einer Informationstafel selbstkritisch zu dokumentieren, dass die Gemeinde lange Jahre Hindenburg die Ehre erwies, ehe sie sich auf das Richtige besann, ist dagegen sinnvoll. Auf diese Weise stellt man sich der Geschichte. Ein Beispiel, das Schule machen sollte. Auch in anderen Gemeinden.

© SZ vom 19.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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