Kommentar:Die Sackkarre tut's auch

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Der Garchinger Stadtrat muss beim Lieferverkehr am Helmut-Karl-Platz einen Ausgleich finden zwischen den Interessen der Geschäftsleute und der Bürger. Auf Paketboten muss er nicht Rücksicht nehmen

Von Gudrun Passarge

Welchen Zweck hat eine Fußgängerzone? Dient sie den Bürgern zum Flanieren und zum gepflegten und vor allem ungestörten Dinieren auf den Plätzen vor den Lokalen - dann sind Lieferautos, die an der Vorspeise vorbeifahren nur störend. Andererseits sind Fußgängerzonen auch eng mit Einkaufen verbunden. In Garching versucht der Stadtrat schon seit Jahren, den Spagat zwischen den Interessen zu schaffen - denen der Bürger, die die Fußgängerzone und ihr Angebot als Lebensqualität betrachten, und denen der Geschäftsleute, die man in der Ortsmitte halten möchte und die frische Ware brauchen, und das möglichst rasch.

Zuletzt hatte die Verwaltung ein Konzept ausgearbeitet: Lieferzeiten von 8 bis 20 Uhr. Doch dieses fiel in der Bürgerversammlung durch. Die Geschäftsleute könnten damit sicherlich gut leben, die Bürger aber nicht. Der Gegenvorschlag, die Lieferzeiten bis 12 Uhr zu beschränken, ließe vermutlich die Geschäftsleute aufstöhnen. Vielleicht findet der Stadtrat ja eine Lösung irgendwo in der Mitte. Lieferzeiten einzuschränken, sollte machbar sein. Dass Paketzusteller bis abends ausliefern, kann kein Grund dafür sein, die Fußgängerzone den ganzen Tag geöffnet zu lassen. Auch jetzt schon gibt es in Garching Straßen, die durch Stempen abgesperrt sind. Die Zusteller müssen dann eben mit der Sackkarre ausliefern. Vermutlich ist das nicht der bequemste Weg, aber ein rechtlicher Anspruch auf Sondergenehmigungen für Paketzusteller besteht nicht. Die Folge könnte natürlich sein, dass der eine oder andere sein Paket erst einen Tag später erhält oder aber bei der Post abholen muss. Und wenn Umzüge anstehen oder Handwerker anrücken, werden sicher auch mal Sondergenehmigungen nötig sein.

Wie auch immer der Stadtrat entscheidet: Wichtig wäre eine Lösung, die unabhängig von parteipolitischen Differenzen gefällt wird. Davon gab es vorab schon zu viele. Wichtig wäre auch, die wilden Parker künftig aus der Fußgängerzone herauszuhalten. Dazu sind Stempen ein Weg, Parküberwachung und Strafzettel ein anderer.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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