Kommentar:Die Jahrhundert-Idee

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Unterhaching baut wegen des Verkehrschaos an Schulen und Sporthalle für 800000 Euro den Utzweg um. Dabei könnte man das Problem viel einfacher lösen, und für ziemlich lange Zeit

Von Iris Hilberth

Es gibt Themen im Leben eines Bürgermeisters, die begleiten ihn eine gefühlte Ewigkeit. Doch trotz guten Willens, trotz Machbarkeitsstudien und Gutachten kommt er keinen Millimeter voran. Tempo 80 auf der Giesinger Autobahn ist so ein Dauerbrenner für Unterhachings Rathauschef Wolfgang Panzer (SPD). Da kann er sich noch so bemühen, das wird einfach nichts. Genauso sieht es mit dem Utzweg aus. Seit die Sportarena vor 13 Jahren gebaut wurde, beschweren sich alle über das Verkehrschaos. Denn es gibt bislang einfach keine gescheite Idee, wie man die Eltern tatsächlich daran hindern könnte, da durchzufahren. Dies einfach zu verbieten, würde Panzer vielleicht sogar befürworten, kann er rechtlich gesehen bei einer öffentlichen Straße aber nicht. Und nur Anliegern dies zu gestatten, würde auch nichts bringen.

Nun fühlt sich die Verwaltung unter großem Zugzwang, denn in der Gemeinde herrscht Unverständnis darüber, dass bislang nichts passiert ist. Also baut Unterhaching jetzt um. Was es tatsächlich bringen soll, Minikreisverkehre einzurichten und die Radfahrer über einen Umweg und eine Rampe auf den Platz des Sports zu lotsen, ist äußerst fraglich. Es wird Eltern jedenfalls nicht abhalten, weiterhin bis vor die Schultür zu fahren. Doch kostet dieser Aktionismus zur Befriedung der Utzweg-Kritiker 800 000 Euro, und das ist unglaublich viel Geld.

Würde nun Unterhaching der alten Idee von FDP-Gemeinderat Peter Hupfauer folgen und jemanden jeden Morgen zwischen 7.15 und 8.15 Uhr mit einer Kelle an die Kreuzung stellen, der die Eltern Richtung Parkplatz scheucht - und sagen wir mal, man würde dem Lotsen zwölf Euro pro Stunde zahlen: Dann könnte die Gemeinde ihn bei 190 Schultagen per anno mit 800 000 Euro 350 Jahre lang beschäftigen. Das dürfte ausreichen, um auch dem letzten Vater und der letzten Mutter in Unterhaching klar zu machen: Hier fährt man nicht rein!

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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