Kommentar:Die CSU hat ihren Fehler erkannt

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Es ist gut, dass die Garchinger Christsozialen und der Ditib-Verein aufeinander zugehen - und sich gegenseitig zuhören

Von Patrik Stäbler

Das ist das Schöne an einem Fehler: Man muss ihn nicht zweimal machen." Dieses Bonmot, das dem Erfinder Thomas Alva Edison zugeschrieben wird, haben sich die Garchinger CSU und ihr Ortsvorsitzender Jürgen Ascherl offensichtlich zu Herzen genommen. Der Parteichef hat anscheinend erkannt, dass es vor einem Jahr alles andere als klug gewesen ist, die Einladung zum gemeinsamen Fastenbrechen im Gymnasium unter Protest auszuschlagen.

Denn der Sinn und Zweck dieser in vielerlei Hinsicht vorbildlichen Veranstaltung ist es ja gerade, verschiedene Gruppen und damit verschiedene Meinungen an einen Tisch zu bringen. Genau dort hätten Ascherl und seine CSU-Kollegen auch ihre Kritik am türkischen Moscheeverband Ditib vorbringen können, die in weiten Teilen durchaus gerechtfertigt ist. Stattdessen blieben sie dem Treffen fern, ließen eine Chance zum Dialog verstreichen und schrieben eine Protestnote, die viele Muslime im Ort enttäuscht und verärgert hat.

Es ist dies eine Diskussionsführung, wie sie nicht zuletzt in den angeblich sozialen Medien gerne stattfindet. Dort werden die eigenen Argumente herausgebrüllt, ohne dem Echo oder gar den Argumenten der anderen zu lauschen. Dabei ist es auch für das Schärfen der eigenen Meinung stets gewinnbringend, demjenigen zuzuhören, dessen Haltung man ablehnt.

Das dürfte die CSU-Delegation auch bei ihrem Besuch im Ditib-Gebetshaus in Hochbrück gemerkt haben - ein Ort, über den die Lokalpolitiker viel gesprochen, den aber nur wenige tatsächlich besucht hatten. Dort diskutierten die Gäste mit ihren Gastgebern und bekamen eine Präsentation über den Islam gezeigt. "Hoch interessant" sei das gewesen, sagt Ascherl, dem hernach wohl eingeleuchtet ist, dass ein Dialog über offene Briefe und Protestnoten nur Krawall nach sich zieht - aber keine Lösungsansätze. "Mit offenen Augen", sagt der CSU-Chef, werde er nun auch das Fastenbrechen besuchen. Dort brauchen die Muslime ihn nach dem Vorfall im Vorjahr nicht mit offenen Armen empfangen - aber sie sollten es mit offenen Ohren tun.

© SZ vom 15.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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