Kommentar:Die Chancen sind gestiegen

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CSU und SPD haben sich nach großem Tamtam auf einen Minimalkonsens geeinigt. Der Bau einer Realschule ist damit wahrscheinlicher geworden

Von Bernhard Lohr

Was war das für ein Wirbel: Die CSU hatte in Haar der Bürgermeisterin vorgeworfen, sie würde den Schulcampus in der Gemeinde nicht hartnäckig genug verfolgen. Sie stempelte die SPD-Vertreter als Bedenkenträger ab und sammelte auf der Straße Unterschriften für den Bau der Schulen. Doch als es am Dienstag im Gemeinderat zum Schwur kam, legte die CSU einen Antrag vor, in dem sie aufgriff, was Gabriele Müller und die SPD stets forderten. Verstehen muss man das nicht.

Das Einlenken der CSU war jedenfalls die Voraussetzung dafür, dass sich die eben noch zerstrittenen Gemeinderäte von SPD und CSU zu einem nahezu einstimmigen Beschluss durchringen konnten. Sie bekannten allesamt, dass sie grundsätzlich den Schulcampus haben wollen. Er soll in Gronsdorf entstehen und der Landkreis soll die bereits zugesagten Konzessionen bei der Finanzierung der teuren Schule verbindlich machen. Die CSU hält sich zugute, mit ihren Aktionen das Feld für diesen Beschluss bereitet zu haben. Dabei hat sich der Gemeinderat nur auf einen Minimalkonsens geeinigt. Einfach nur den Campus zu fordern, das reichte am Ende nicht. Das musste die CSU einsehen. Fast so überraschend wie die Wende bei der Haarer CSU ist vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass sich Landrat Christoph Göbel hocherfreut über das Ergebnis zeigt. Er hatte doch soeben noch eine Drohkulisse aufgebaut und in Aussicht gestellt, die Fach- und Berufsoberschule in einem Nachbarort bauen zu wollen, sollte sich Haar nicht verbindlich zu einem Campus bekennen. Allzu verbindlich ist nicht, was die Haarer nun beschlossen haben. Trotzdem macht Göbel den Campus in Gronsdorf zu seiner Sache. Die Chancen steigen damit deutlich, dass die Schulen kommen. Die Wende der Haarer CSU ist anders zu bewerten als die des Landrats. Die örtliche CSU will den Campus. Ganz klar. Sie hat sich in ihrem Einsatz dafür aber auch parteipolitisch verrannt. Göbel ist dagegen ein Pragmatiker mit einem Ziel. Ihm geht es um den Campus, und sonst nichts.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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