Kommentar:Die Axt ist angelegt

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Taufkirchens Bürgermeister und die CSU wollen den Baumschutz aushöhlen. Glücklicherweise folgt ihnen die Mehrheit nicht

Von Iris Hilberth

Bald 25 Jahre ist es her, das sich in Taufkirchen die Erkenntnis durchsetzte: Bäume sind so wichtig, dass sie mittels einer Verordnung geschützt gehören. Man war damals schon davon überzeugt, dass angemessene innerörtliche Grünflächen, eine Belebung des Ortsbild und die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts nur erreicht werden können, wenn man den Bürgern präzise Vorgaben macht, wie sie mit den Bäume umzugehen haben, und dass Axt und Kettensäge nicht nach Belieben an den jahrelang gewachsenen Stämmen angelegt werden dürfen. Dass das Regelwerk sich bewährt hat, beweist ein weiter Blick über das Gemeindegebiet, etwa aus den oberen Stockwerken der ortsprägenden Hochhäuser, von wo aus schnell deutlich wird: Taufkirchen ist grün.

Das soll auch so bleiben, findet glücklicherweise eine Mehrheit im Gemeinderat und stimmte daher gegen eine Lockerung der Verordnung, die Bürgermeister Ullrich Sander und die CSU-Fraktion anstreben. Für eine Neuregelung gibt es nämlich keinen wirklich vernünftigen Grund. Dass man "Eigentümer in ihrer Eigenverantwortung stärken" wolle und "Erleichterung für die Bürger" schaffen, wie es in der Vorlage der Verwaltung heißt, klingt doch arg an den Haaren herbeigezogen. Dass das System des Baumschutzes allerdings durch einen solchen Neuerlass, wie er jetzt durchgefallen ist, "grundlegend verändert" würde, wie das Rathaus warb, ist richtig.

Der Schutz der Bäume würde nämlich schlichtweg abgeschafft, wenn jeder auf Grundstücken unter 250 Quadratmeter abholzen darf, was ihn stört. Allein zu hoffen, dass "Bürger sorgsam mit dem Grün im Ort umgehen", ist reichlich blauäugig, wenn man an die jüngsten Baufrevel im Bereich der Robert-Koch-Straße und Lilienthalstraße denkt, wo ein Bauunternehmer vor einem Jahr über Nacht aus einem Waldstück Kleinholz gemacht hat. Da im Landkreis München eine extreme Nachverdichtung stattfindet und Bäume einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wäre eine Lockerung ein fatales Zeichen.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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