Kommentar:Der Landkreis tut, was zu tun ist

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Der Landkreis tut gut daran, den Einstieg in die Elektromobilität zu koordinieren. Denn wer sich selbst eine Vorreiterrolle zuschreibt, muss die Energiewende wohlüberlegt umsetzen

Von Bernhard Lohr

Der Landkreis München und die Kommunen im Münchner Umland müssen wahrlich keine Sorge haben, als Streber dazustehen, weil sie sich ernsthafte Gedanken über einen koordinierten Einstieg in die Elektromobilität machen. Es ist höchste Zeit. Bisher hat man das Thema wenig beachtet. Und wer weiß, dass Papier geduldig ist, könnte sich fragen, wie lange es dauern wird, bis tatsächlich planvoll ein Netz an Ladestationen aufgebaut wird.

Die Materie ist natürlich auch komplex. Etablierte Standards fehlen. Selbst jetzt empfehlen Fachleute noch, auf "Sicht zu fahren", was die Elektromobilität angeht. Dass sich der Landkreis und auch die Bürgermeister trotz dieser Unsicherheiten mit großem Ernst an die Sache heranmachen, zeigt eben auch, dass ein Umbruch erwartet wird. Da ist etwas in Bewegung: China prescht mit einer Elektroauto-Quote voran. In Norwegen wurden im Juli mehr Fahrzeuge mit Elektroantrieb neu zugelassen als Fahrzeuge mit reinem Verbrennungsmotor. Norwegen zeigt, wie wichtig ein Ladesäulen-Netz ist. Dort warnen Verbände bereits vor dem Kauf von Elektroautos, weil es schon Engpässe gibt.

Der Umbruch im Verkehrssektor bedeutet gerade für den Landkreis München eine große Chance. Der Verkehr ist dicht, die Belastung durch Abgase und Lärm hoch und die Entfernungen, die im nahen Umfeld um die Landeshauptstadt zurückzulegen sind, sind überschaubar. Die Elektromobilität bietet gerade hier große Chancen.

Nicht zuletzt ist die Hinwendung zum Stromer ein großer Schritt hin zu einer wirksamen Klimapolitik. Stets wurde geklagt, dass Klimaziele im Landkreis kaum zu erreichen seien, weil der Verkehrssektor nicht beeinflussbar sei. Jetzt tut sich auch dort etwas. Und zwar, weil es schlicht eine technologische Notwendigkeit ist. Dem Landkreis München, der sich gerade technologisch eine Vorreiterrolle zuschreibt, steht es gut an, die Verkehrswende kraftvoll und zielstrebig anzugehen.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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