Kommentar:Der Gemeinderat macht es sich leicht

Lesezeit: 1 min

In Hohenbrunn sollen die Bürger eine Vision für den Ort entwickeln. Dabei wäre dies Aufgabe der Lokalpolitker

Von Christina Hertel

Die Idee, das Areal westlich der S-Bahn in Hohenbrunn, zu bebauen, ist zum ersten Mal Anfang der Siebziger aufgekommen. Heute, 50 Jahre später, schaut man immer noch auf Felder und Wald, wenn man dort aus dem Zug aussteigt - und das in einer Region, in der die Mieten explodieren, in der Kindergärtner, Pfleger und Lehrer fehlen, weil sie keine Wohnung finden, die sie bezahlen könnten.

Doch das Problem ist nicht nur, dass in dieser Lage direkt neben einem S-Bahnhof noch kein Stein auf den anderen gesetzt wurde: Gemeinderäte und Bürgermeister haben es in all der Zeit noch nicht einmal geschafft, eine Vision für diese Fläche zu entwickeln. Wie viele Menschen sollen dort leben? Sollen Wohnungen entstehen oder Einfamilienhäuser? Soll es Begegnungsstätten geben? Läden und Cafés? Wo soll eine Umgehungsstraße hin? All das ist immer noch unklar.

Nun hat die Gemeinde einen Dialog gestartet. Prinzipiell ist es begrüßenswert, wenn Gemeinderat und Bürgermeister ihre Wähler ernstnehmen. Wenn es jedoch kein grobes Konzept gibt, an dem sich die Teilnehmer eines solchen Workshops orientieren können, besteht zwangsläufig die Gefahr, dass das Ganze ausufert. Bei der Veranstaltung am Dienstagabend wurde klar: Die Hohenbrunner sind nicht zufrieden mit ihrem Ort. Es fehlen Räumlichkeiten, die sie für eine Feier anmieten oder wo sie sich außerhalb eines Vereins treffen könnten. Die Ortsmitte ist im Prinzip nichts weiter als eine zu stark befahrene Kreuzung. Es gibt keinen Markt und nicht genügend Wohnungen. Doch alle Wünsche wird die Gemeinde nicht erfüllen können. Das Potenzial für Enttäuschung ist groß. Und es ist auch nicht die Aufgabe der Bürger, das nachzuholen, was ihre Vertreter die vergangenen Jahre offensichtlich versäumt haben: eine Idee für den Ort zu entwickeln.

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: