Kommentar:Das richtige Zeichen setzen

Die Von-Braunmühl-Straße in Haar umzubenennen ist notwendig, die Gemeinde darf sich dafür Zeit nehmen

Von Wolfgang Krause

Im Umgang mit belasteten Straßennamen zeigen viele Gemeinden eine geradezu erschütternde Ignoranz. Unrühmliches Beispiel im Landkreis ist Putzbrunn: Dort weigern sich die Gemeinderäte seit Jahren, eine Straße umzubenennen, die nach dem von den Nazis eingesetzten Bürgermeister benannt ist - aus Rücksicht auf die Nachfahren und die Anwohner, die ihre Adresse nicht ändern wollen. Die Gemeinde Haar dagegen geht das Thema jetzt offensiv an. Sie will nicht länger mit einer Straße an Anton Edler von Braunmühl erinnern, der während der Nazizeit schon in leitender Funktion an der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing war, als dort Psychiatriepatienten qualvoll verhungerten oder zum Abtransport in den sicheren Tod ausgeliefert wurden.

Noch nicht entschieden ist allerdings, wie die Straße künftig heißen soll. Die Gemeinde will sich Zeit nehmen und die Biografien möglicher neuer Namensgeber abklopfen, damit nicht eine problematische Persönlichkeit durch eine andere ersetzt wird. Das ist nachvollziehbar, schließlich sind auch andere Psychiater mit Bezug zu Haar im Gespräch.

Viel wichtiger als eine schnelle Umbenennung der Straße ist ohnehin, welches Signal von dem neuen Namen ausgeht. Deshalb darf die Gemeinde keinesfalls den Vorschlag eines Anwohners aufgreifen und die Von-Braunmühl-Straße einfach einem anderen Braunmühl widmen. Das mag auf den ersten Blick als charmante Lösung durchgehen, weil es in dem von der RAF ermordeten Gerold von Braunmühl einen prominenten Namensvetter gibt. Tatsächlich aber würde es sich die Gemeinde zu einfach machen - und weit hinter den eigenen Anspruch zurückfallen.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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