Kommentar:Das Lokale betonen

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Von der Bundes-SPD ist derzeit nicht viel zu erwarten. Wenn die Genossen im Landkreis sich auf ihre eigenen Stärken besinnen, brauchen sie die Kommunalwahl dennoch nicht zu fürchten

Von Sabine Wejsada

Die Genossen an der Basis sind Kummer gewohnt: Die Bundes-SPD ist seit Wochen mit Personaldebatten beschäftigt; der kleinen Schwester in Bayern haben die Grünen längst den Rang abgelaufen - und in der Groko in Berlin tut sich die Partei seit Beginn des Bündnisses schwer, ihre Erfolge herauszustellen. Für die Sozialdemokraten im Landkreis München ist diese Gemengelage ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl im März mehr als suboptimal.

Kein Wunder also, dass engagierte SPD-Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte und all jene, die sich aufstellen lassen für die lokalen Gremien oder für den ersten Job in einem der Rathäuser, mit skeptischem Blick nach Berlin schauen und die langwierige Personalfindung an der Parteispitze mit Argwohn verfolgen. Rückenwind von den SPD-Größen auf Bundesebene ist nicht zu erwarten; ganz im Gegenteil, das haben die vergangenen Wahlen gezeigt. Deshalb sind die Sozialdemokraten im Landkreis gut beraten, sich auf das zu besinnen, was sie im Lokalen zu leisten imstande sind: vorausschauende Politik für ihre Bürger machen und genau dieses auch im Herbst beginnenden Wahlkampf herausstellen. Etwaige Auftritte von Olaf Scholz und Co. sind da eher kontraproduktiv - angesichts der lähmenden Diskussionen um Doppelspitzen, Ämter und Namen sowie der doch eher überschaubaren Anziehungskraft der handelnden Personen.

Wie geräuschlos ein Wechsel ganz oben vonstatten gehen kann, hat übrigens der Unterbezirk der SPD bewiesen: Nach dem Rückzug der blassen und auch innerhalb der Partei umstrittenen Vorsitzenden Bela Bach ist es der SPD im Landkreis München gelungen, mit Florian Schardt einen neuen Chef zu finden, dessen integrative Fähigkeit auch auf die nicht immer leicht zu beruhigende Kreisrätin und Landratskandidatin Annette Ganssmüller-Maluche abstrahlt. Schardts Credo, sich ganz auf sein Amt als Unterbezirks-Chef konzentrieren zu wollen, hat einen weiteren wohltuenden Effekt: Damit hält er den SPD-Bürgermeistern und ihren Kollegen in den Gremien den Rücken frei. Sie alle können sich so auf ihren Job konzentrieren.

© SZ vom 23.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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