Kommentar Contra:Die Botschaft ist angekommen

Ja, die Taufkirchner sollen demonstrieren. Dafür brauchen sie aber keinen gesperrten Streifen der Autobahn. Denn mittlerweile hat jeder mitbekommen, worum es ihnen geht

Von Martin Mühlfenzl

Matteo Dolce und David Grothe hatten ihre großen Auftritte. Die Taufkirchner Jungpolitiker von SPD und Grünen haben mehrere Wochen die Instanzen vor sich her getrieben und dabei genau das erreicht, was sie auch erreichen wollten: größtmögliche Aufmerksamkeit. Für sich selbst - aber auch für ihr Anliegen, für die Anlieger der A 995 mehr Lärmschutz zu erreichen. Dabei sollten sie es belassen.

Erstens ist es schlicht an der Zeit, die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes zu akzeptieren, das im Sinne des Landratsamtes geurteilt hat. Zweitens sollten Dolce und Grothe aufpassen, dass ihnen ihr gut gemeinter Widerstand nicht als sturer Trotz ausgelegt wird. Drittens - und das ist der wichtigste Punkt: Sie dürfen sich keinesfalls auf eine Stufe mit der rechtsextremen und ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung herablassen. Dolce sagt, es sei frustrierend, dass diese den Verkehr regelmäßig lahmlegen dürfe. Im Umkehrschluss heißt das: Es werde den braven Demokraten von SPD und Grünen dieses Recht verwehrt. Es steht der Taufkirchner SPD und den Grünen nicht gut an, sich in die Opferrolle zurückzuziehen - denn das beherrschen die rechtsradikalen Pegidisten sehr gut, die damit argumentieren, den braven deutschen Bürgern würden von diktatorisch Regierenden und manipulierten Juristen alle Rechte genommen.

Ja, die lärmgeplagten Taufkirchner - und nicht nur jene in der SPD und bei den Grünen - sollen demonstrieren. Dafür brauchen sie aber keinen gesperrten Streifen der Autobahn. Denn mittlerweile hat jeder mitbekommen, worum es ihnen geht. Diese Botschaft sollten Dolce und Grothe weitertragen. Neben der A 995.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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