Kommentar:Bitte ernst nehmen

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Rathaus und Gemeinderat in Unterföhring nutzen nicht die Möglichkeiten, die der neu geschaffene Seniorenbeirat bietet

Von Sabine Wejsada

Gut, dass es sich um keine Versammlung von Frühstücksdirektoren handelt, wenn der Seniorenbeirat zu seinen Treffen zusammenkommt. Gut, dass die sieben Unterföhringer, die von der Generation 60 plus in das Gremium gewählt worden sind, deutliche Worte wählen und mit Kritik nicht hinter dem Berg halten. Die Beiräte nehmen ihre Ämter ernst - und wollen etwas bewegen. Das aber können sie nur, wenn man sie lässt. Und genau das scheint im vergangenen Dreivierteljahr seit der Konstituierung nicht eben der Fall gewesen zu sein. Die Expertise des Beirats ist im Gemeinderat und im Rathaus bislang offenbar nicht wirklich gefragt. Dabei hat der Gemeinderat exakt diesen Passus in der Satzung für den Beirat festgeschrieben: informiert werden, begleiten, mitreden und beraten, wenn es um Themen geht, die Ältere betreffen.

Im Berichtsheft des Seniorenbeirats ist nur ein Punkt aufgeführt, bei dem dessen Mitglieder gehört worden sind. Eine Verkehrsschau, in der Gemeinde und Polizei überprüfen, wo es auf Straßen und Wegen mit der Sicherheit hakt und Menschen mit Rollatoren oder Rollstuhl Probleme haben könnten. Das ist aller Ehren wert und wichtig, die Einbindung eines Fachgremiums darf sich darauf jedoch nicht beschränken. Denn die äußerst agile Seniorenvertretung kann viel mehr. Und soll es auch dürfen, selbst wenn sich die Standpunkte von Verwaltung, Gemeinderat und Beirat nicht immer decken - wie etwa beim privat betriebenen Pflegeheim und den dort herrschenden Mängeln. Dass Rathaus und Gemeinderat dem Seniorenbeirat in diesem Fall am liebsten einen Maulkorb verpasst hätten, wirft kein gutes Licht auf die Bereitschaft der Lokalpolitik, die Vertretung der Älteren im Ort wertzuschätzen.

Ja, Unterföhring tut viel für seine Senioren, was Beratung, Unterstützung und Hilfen angeht. Dennoch wären die politisch Verantwortlichen gut beraten, die streitbaren Sieben als Vertreter einer großen Bevölkerungsgruppe ernstzunehmen und mitarbeiten zu lassen. Sonst ist ein solcher Beirat nicht mehr als ein zahnloser Tiger - und schlicht überflüssig.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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