Kommentar:Aufklärung tut not

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Die Kostenexplosion beim Bau der Autobahnanschlussstelle Aschheim/Ismaning hinterlässt viele Fragen. Die kann nur der Chef der Autobahndirektion beantworten

Von Martin Mühlfenzl

Was bleibt, sind die nackten Zahlen und der damit verbundene Eindruck, Großprojekte in Deutschland würden stets teurer als zu Beginn prognostiziert. Der gigantische Neubau der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning auf der A 99 nimmt nun auch gigantische finanzielle Ausmaße an: Die Kosten für die Ausfahrt explodieren von 25,4 auf 44,5 Millionen Euro. Und warum? Weil Behörden, Ämter und Politiker nicht richtig rechnen können! Das ist der zweite Eindruck, der bleibt, wenn riesige Bauvorhaben gewissermaßen in den Sand gesetzt werden.

An der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning, einem der neuralgischsten Verkehrspunkte Europas, ist dies tatsächlich der Fall. Alleine die Bodenbewegungen der vergangenen drei Jahre, die mittlerweile hoch aufgewachsenen Wälle der Fahrbahnen und weit ausholenden Zufahrten machen deutlich, dass hier enorme Steuermittel verbuddelt worden sind. Die Autobahndirektion Südbayern übernimmt hier einen herausfordernden Job für die Gemeinden Aschheim und Ismaning sowie den Landkreis. Sie liegt bautechnisch im Plan; sie hat es bisher mit enormem Aufwand geschafft, Megastaus auf der Autobahn zu verhindern. Das sind die Erfolge der Behörde. Doch sie hat einen Fehler begangen, der sie nun den Zorn der Kreispolitiker spüren lässt: Spät, zu spät hat die Direktion öffentlich werden lassen, dass die Kosten ungeahnte Ausmaße annehmen; dieses Vorgehen hinterlässt mehr Fragen als es Antworten gibt. Es bleibt der Eindruck, hier kann ein Amt schalten und walten wie es will - ohne Kontrolle und ohne Maß.

Dass Baukosten nach oben korrigiert werden, ist nichts Außergewöhnliches. Doch der Vorgang muss erklärt werden. Daher ist es gut, dass die Autobahndirektion durch ihren Sprecher verlautbaren lässt, künftig früher und transparenter zu informieren. Doch das reicht nicht. Das Debakel der Anschlussstelle muss Direktionspräsident Paul Lichtenwald selbst aufklären. Vor dem Kreistag. Jenem Gremium, das ihm einst den Auftrag für den Bau erteilt hat.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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