Kommentar:Appelle reichen nicht

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Die Resolution der Landkreispolitiker zur Reduzierung der Schadstoffemissionen im Heizkraftwerk Nord ist aller Ehren wert. Mehr als ein Kopfnicken wird sie bei den Verantwortlichen in München aber kaum zur Folge haben

Von Sabine Wejsada

Das großflächige Plakat soll Lust machen auf einen Wechsel zu den Stadtwerken München: Eine vierköpfige Familie steht vor dem idyllischen Wasserkraftwerk Isar 1 und hält lachend ein gelbes Schild mit dem Schriftzug Landkreis München in die Kamera. Es ist anzunehmen, dass die glückliche SWM-Familie, die auf den laut Eigenwerbung "verlässlichen Energieversorger aus der Region" setzt, nicht im Norden des Landkreises daheim ist. Denn dort betreiben die Stadtwerke das Heizkraftwerk München Nord - eine Kohleschleuder, die so gar nichts mit dem so gerne zur Schau getragenen grünen Gewissen und dem Erfolg erneuerbarer Energien des Münchner Versorgers zu tun hat.

Den mit Kohle betriebenen Block 2 der auf Unterföhringer Flur stehenden Anlage braucht es aus rein wirtschaftlichen Gründen, wie die Manager der Stadtwerke gebetsmühlenartig betonen. Die von Lokalpolitikern und Bürgern aus Unterföhring, Ismaning und Bogenhausen geforderte Abschaltung mag man sich schlichtweg nicht leisten in München. Deshalb ist wohl davon auszugehen, dass die jetzt von den Kreispolitikern beschlossene Resolution zur Reduzierung der Emissionen des Heizkraftwerks nicht recht viel mehr bewirkt als ein interessiertes Nicken der Stadtwerke-Chefs und des Münchner Oberbürgermeisters. Dort hat man wohl derzeit ganz andere Sorgen: Der Rückbau des Atomkraftwerks Isar 2 könnte für den Energieversorger im schlimmsten Fall Kosten von bis zu einer Milliarde Euro verursachen. Jetzt auch noch auf den Kohleblock in Unterföhring verzichten und damit weitere Gewinneinbußen riskieren? Wohl kaum.

Es ist aller Ehren wert, dass sich die Kreispolitiker dem Protest der direkten Nachbarn des Heizkraftwerks anschließen. Aber eben nicht mehr. Mit schönen Worten allein ist es selten getan - dann schon eher mit großflächigen Plakaten, hochgehalten bei einer längst überfälligen Demo vor der SWM-Zentrale. Ganz vorn: der Landrat.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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