Kommentar:An der Grenze

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Der Verkehr wird weiter zunehmen. Und die Kommunen selbst mit Schuld daran, weil sei einer fatalen Logik folgen

Von Wieland Bögel

Es reicht! Diesen Gedanken dürften viele haben, die sich täglich in der Pendlerkarawane zwischen Stadt und Umland bewegen. Doch wie aktuelle Zahlen nahelegen, wird es noch voller werden auf den Straßen. Auch die Initiative mehrerer Kommunen in der Region wird daran nicht viel ändern. Das bislang einzige Ergebnis ist: Die Kommunen haben ihr Verkehrsproblem nun Schwarz auf Weiß. In dem Bericht wird ihnen zudem attestiert, für das Problem zu einem guten Teil selbst verantwortlich zu sein.

Zwar liegen neue S-Bahnstrecken und der Ausbau von Bundes- und Staatsstraßen außerhalb ihrer Möglichkeiten. Aber der Verkehr kommt nicht von ungefähr, sondern von den vielen neuen Wohn- und Gewerbegebieten. Und ein Ende des Baubooms ist nicht in Sicht, weil dies von den Gemeinden gar nicht gewünscht ist. Profitieren sie doch vom Verkauf von Bauland und dem Zuzug von Neubürgern und Firmen, also Steuerzahlern. Dabei verstehen sie es, die Verkehrsbelastung für ihre Gemeinden in Grenzen zu halten, beziehungsweise: an der Grenze - zur Nachbargemeinde. Blöd nur, wenn diese die gleiche Idee hat.

Eine gemeinsame Verkehrsplanung - immerhin eines der Ziele der Initiative - ist in den vergangenen 24 Monaten genauso wenig zu beobachten gewesen wie in all den Jahren davor. Denn das würde bedeuten, Nachteile in Kauf zu nehmen - für Vorteile anderer, etwa eine Entlastungsstraße fürs nachbarliche Baugebiet durchs eigene Gemeindegebiet zuzulassen. Oder die eigene Entwicklung zurückstellen, um die Nachbargemeinde nicht mit dem Durchgangsverkehr zu belasten. Niemand, der die Absicht hat, eine Wahl oder Wiederwahl erfolgreich zu Ende zu bringen, wird sich ernsthaft auf so etwas einlassen. Oder doch? In einem Jahr sind Kommunalwahlen, wer dabei mit einem neuen Ansatz für die ewigen Verkehrsprobleme antritt, könnte auf die Stimmen vieler zählen, die sich jeden Morgen und Abend denken: Es reicht.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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