Kommentar:Amateure im Gemeinderat

Lesezeit: 1 min

Der Konfrontationskurs gegen ein Boardinghaus in Unterföhring ist gescheitert. Hätte man nur auf die Mahner gehört

Von Wolfgang Krause

Das Schöne an der Kommunalpolitik ist ja eigentlich, dass sie nicht von Berufspolitikern oder Bürokraten gemacht wird, sondern von ganz normalen Menschen, die idealerweise auch ganz verschiedene Hintergründe mitbringen. Manchmal allerdings könnte ein wenig Professionalität nicht schaden - und wenn sie nur darin besteht, dass man auf die Leute aus der Rathausverwaltung hört, die etwas von der Sache verstehen. Wer die Posse um die Pläne für ein Boardinghaus in den Unterföhringer Oktavian-Türmen verfolgt, bekommt jedenfalls spontan Mitleid mit den Mitarbeitern des Bauamts. Denn die müssen dort nach der Pfeife eines Gemeinderats tanzen, der - um es mit Karl-Heinz Rummenigge zu sagen - offenbar komplett durchsetzt von Amateuren ist.

Man kann ja nachvollziehen, dass die Gemeinderäte so eine Billigunterkunft aus Rücksicht auf die örtlichen Hoteliers gerne ganz verhindern würden. Aber nachdem die Gemeinde rechtlich keine Handhabe dagegen hat, war es sicher keine schlechte Idee, mit den Investoren über die konkrete Ausgestaltung des Projekts zu verhandeln. Tatsächlich ist es auf diese Weise gelungen, die Zahl der geplanten Betten auf 850 zu drücken. Aber dann stoppte eine knappe Mehrheit der Gemeinderäte entgegen den ausdrücklichen Warnungen aus der Rathausverwaltung das Bebauungsplanverfahren. Was sie sich davon erhofften, ist unklar. Aber das Ergebnis ist, dass die Zahl der Betten wieder hochschnellte auf 1180.

Nun können die Gemeinderäte schauen, wie sie die Kuh wieder vom Eis holen. Einige hätten das abgebrochene Bebauungsplanverfahren in der jüngsten Sitzung am liebsten sofort wieder aufgenommen. Aber sie mussten sich von den Verwaltungsleuten belehren lassen, dass das aus rechtlichen Gründen so schnell nicht geht. Jetzt soll im September ein neuer Anlauf unternommen werden. Zum Glück haben die Investoren signalisiert, dass sie weiterhin gesprächsbereit sind. Es ist also noch nicht zu spät, auf den Rat der Profis zu hören.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: