Kleines Theater:Haar muss über Kultur reden

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Die Gemeinde braucht jemanden, der sich der Kultur annimmt

Von Bernhard Lohr

Ach ja, Kultur kostet Geld. Und ja, wer in einer Münchner Randgemeinde wie Haar eine Kulturbühne mit anspruchsvollem Theaterbetrieb aufziehen will, der sollte sich das gut überlegen. Er sollte ein gut durchgerechnetes Konzept haben. Ansonsten wird es gefährlich. Jeder, der sich ein bisschen in der Kulturlandschaft auskennt, kann dies bestätigen. Das sind alles Binsenweisheiten. Und doch bekommt man den Eindruck, dass sich der Bezirk Oberbayern und die Gemeinde Haar blauäugig auf das Kleine Theater eingelassen haben. Da war einiges unausgegoren.

Die frühere Leiterin des Hauses, Nirit Sommerfeld, blickt nach ihrem Ausscheiden ernüchtert zurück. Es gab eklatante Abstimmungsprobleme zwischen der Gemeinde und dem Bezirk auf der einen Seite und der Hausleitung auf der anderen. Ausgerechnet bei der heiklen Frage der Finanzierung des Theaterbetriebs redete man monatelang aneinander vorbei. Als dann das Defizit offenkundig war, schossen Gemeinde und Bezirk jeweils erkleckliche Beträge zu. Sommerfeld sah für sich trotzdem die Arbeitsgrundlage entzogen. Schließlich soll trotz höherer Zuschüsse das Programm eingeschränkt werden. Das Geld reicht ihrer Meinung nach auch jetzt nicht aus.

Es ist mutig von Sommerfeld, diese Dinge offen anzusprechen. Eigentlich wären ganz andere an der Reihe, sich über die Zukunft des Kleinen Theaters Gedanken zu machen. Vom Bezirk und von der Gemeinde, die löblicherweise viel Geld in ein Kulturprojekt stecken, ist außer Beteuerungen, es werde schon gut gehen, wenig zu vernehmen. Dabei ist die Situation schwierig. Man muss jetzt die Gelegenheit nutzen und aus den zu Beginn gemachten Fehlern lernen. Die Gemeinde Haar braucht jemanden, der sich der Kultur annimmt und der Kulturpolitik ein Gesicht gibt. Ein Kulturreferent würde ihr guttun, ein Kulturausschuss wäre eine sinnvolle Einrichtung. Es gäbe viel zu bereden.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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