In Bayern, so sagt man sich im Rest der Republik gerne, geht es streng zu. Das gilt anscheinend nicht nur für die Schule. Auch Musiktalente bekommen diese bajuwarische Härte wohl zu spüren. Sie studieren wochen-, sogar monatelang Stücke ein, um sie am entscheidenden Tag vor einer fachkundigen Jury - möglichst ohne Fehler und Nerven zu zeigen - vorzutragen. Diejenigen, die sich heuer beim Regionalwettbewerb von "Jugend musiziert" gut geschlagen haben, mussten vor nicht allzu langer Zeit durch die nächste Runde - den Landeswettbewerb. Und sich dort unter insgesamt 960 Mitstreitern beweisen.
Keine einfache Aufgabe. "Die Auswahl ist sehr streng", weiß Harald Roßberger, Mitglied des Landesausschusses. Dafür kommen die Preisträger aber auch sehr weit beim Bundesentscheid. Das, sagt Roßberger, habe man in der Vergangenheit beobachten können. "Einige künftige Sieger sind heute beim Preisträgerkonzert bestimmt dabei", fügt er an.
Diese Einschätzung entsprach in der Tat den dargebotenen Leistungen der jungen Talente in Grünwald. In der Gemeinde im Münchner Süden fand am Samstagnachmittag im August-Everding-Saal eines der vier Preisträgerkonzerte des Landeswettbewerbs statt, der vor kurzem in Bayreuth ausgetragen wurde. Die besten aus Bayern durften sich somit auf die bevorstehende Aufgabe in Hamburg vorbereiten. Dort, wo bereits in wenigen Tagen die besten deutschen Musiktalente von "Jugend musiziert" ausgemacht werden.
Mit viel Applaus feierte das Publikum in Grünwald die Darbietungen auf der Bühne. Als Samira Karpf in einem roten Abendkleid das Podium betrat, war sogar ein leises "Wow" durch die Reihen zu hören. Aber nicht nur mit ihrem Aussehen überzeugte die Grünwalderin. Die Zuhörer waren vor allem von ihrer meisterhaften Querflöten-Darbietung begeistert. Auch Bernhard Huber: "Wir begleiten die Kinder auf ihrem Lebensweg und sehen sie aufwachsen. Deswegen freuen wir uns umso mehr", schwärmte der stellvertretende Leiter der Musikschule Grünwald.
Auch Viktoria Kainz gehört mit zum ausgewählten Kreis, der zum nationalen Entscheid nach Hamburg fahren darf. Ihr Auftritt in Grünwald war tadellos. Mit viel Gefühl und Hingabe spielte die 17-jährige Sauerlacherin auf dem Hackbrett ihr perfekt einstudiertes Stück von Michael Rüggeberg, mit dem sie auch in Hamburg vor die Jury treten wird. Welche Erwartungen sie habe? "Ich hoffe auf eine gute Platzierung, will mich aber gar nicht näher festlegen. Mal schauen was herauskommt." Die Gymnasiastin spielt seit bereits zehn Jahren Hackbrett. In der Schule habe sie zwar einige Musikinstrumente ausprobieren können. "Es war jedoch ziemlich schnell klar, dass es gerade das wird", erzählt Viktoria überzeugt und schmunzelt. Sie möge eben den weichen Klang, zudem könne man erstaunlich viel aus dem traditionellen Saiteninstrument herausholen, sagt die 17-Jährige. "Die Grenze habe ich noch nicht entdeckt." Am Tag übt Viktoria Kainz zirka 15 Minuten. Vor kurzem hat sie sich entschieden, noch ein zweites Instrument zu lernen. Als der Kinderchor in Sauerlach seine Klavierbegleitung verlor, habe sie sich während der Sommerferien selbst ein wenig Klavierspielen beigebracht, sagt sie. "Ich ging den etwas anderen Weg. Aber mittlerweile habe ich auch einige Stunden beim Klavierlehrer genommen."
Das Hackbrett ist heuer zum ersten Mal beim Bundeswettbewerb zugelassen - eine Premiere. Schon allein deswegen will Viktoria eine sehr gute Leistung abliefern. "Damit das Hackbrett in den nächsten Jahren dabei bleibt." Die Generalprobe ist für sie und die anderen Preisträger zumindest schon einmal gut gelaufen. Angst vor ihrem Auftritt beim Finale in der Hansestadt müssen sie keineswegs haben. Denn wie Roßberger weiß: "Wer in Bayern überlebt, der wird gut."