Ismaninger Herbstbasar:Die Profis

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Märkte wie der Herbstbasar für Kinderkleider in Ismaning ziehen jedes Jahr Tausende Besucher an. Was oft im Kleinen begann, ist heute längst professionell organisiert, mit Online-Registrierung und Barcodes. Das Grundprinzip ist aber immer noch erfolgreich

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Jedes Jahr, meist Anfang November, bietet sich Passanten der gleiche Anblick: Vor dem Eingang zum Ismaninger Bürgersaal drängen sich unzählige Frauen verschiedenen Alters. Einige von ihnen sind bewehrt mit Tüten und Taschen, die Schlange reicht bis auf die Erich-Zeitler-Straße hinaus. Die Frauen warten darauf, dass die Türe aufgeht und Edith Tschiers sie hineinlässt. Hinein zu den Reihen ordentlich aufgestapelter Latzhosen, Gummistiefel und Piraten-Pullovern, zu den Babysocken, Kinderschuhen und Puzzlespielen, zu den Kinderwagen und Schwangerschaftskleidern. Mehr als 23 000 Artikel warten beim jährlichen Herbstbasar für Kinderkleider in Ismaning auf einen neuen Besitzer.

Überrascht vom Anblick anstürmender Käuferinnen ist freilich nur, wer nicht in Ismaning wohnt. Dort ist man es schon gewohnt, dass der Basar Interessenten von nah und fern anlockt, bis aus Augsburg kommen die Stammkundinnen, in München ist er bei vielen längst ein fester Termin im Jahreskalender. "Wir brauchen keine Werbung", sagt auch Edith Tschiers und lacht. Die Bekanntheit ist da, der Rückhalt in der Gemeinde ebenso. In diesem Jahr waren die 300 Verkäuferlizenzen, die vergeben werden, binnen weniger Stunden vergriffen. Hätte Tschiers nicht einige Listenplätze zurückgehalten, hätte manche Helferin keinen Platz mehr bekommen.

Seit mehr als 20 Jahren organisiert Tschiers den Basar der Nachbarschaftshilfe schon. 60 bis 80 Helfer hat sie in diesem Jahr dabei, alle arbeiten ehrenamtlich. Insgesamt kommen etwa 700 Helferstunden zusammen, schätzt Tschiers, um den Saal für die drei Verkaufstage vorzubereiten, Waren anzunehmen und zu sortieren, schließlich zu verkaufen und die Auszahlung zu regeln. Seit dem 3. Oktober können sich potenzielle Verkäufer registrieren lassen - online.

Frauenpower: Carola Delonge, Ursula Klesius und Petra Schmolke (von links) haben den Basar in Ismaning Anfang der Siebzigerjahre gegründet. (Foto: Claus Schunk)

Denn was früher eine oftmals eher knifflige Angelegenheit mit Papierlisten und Stecknadeln war, geht heute digital. "Wir nutzen seit etwa vier Jahren das Programm Easy-Basar", erklärt Tschiers. Die Software, entwickelt im Landkreis Miesbach, ist spezialisiert auf Basare und kinderleicht zu bedienen, wie Tschiers versichert. Ein Verkäufer registriert sich auf der Website von Easy-Basar und erhält daraufhin eine Kundennummer für den Basar seiner Wahl, in diesem Fall den Ismaninger Herbstbasar. Online kann er dann bis zu 40 Artikel, die er verkaufen möchte, in eine Liste eintragen. "Danach drucken sich die Leute nur noch die Etiketten aus", erklärt Tschiers - einen Barcode, der dann auf das jeweilige Stück geklebt wird. Kauft jemand den Artikel später, wird der Code beim Bezahlen gescannt; der Verkäufer bekommt so am Ende automatisch eine vollständige Liste mit all seinen verkauften Artikeln. "So haben die Leute gleich den Überblick", sagt Tschiers. Diese Technik nutzen immer mehr Basare, sie kommt zum Beispiel auch in Kirchheim, Feldkirchen und Neubiberg zum Einsatz.

Als engagierte Mütter den ersten Basar in Ismaning Anfang der Siebzigerjahre aus der Taufe hoben, arbeiteten sie noch mit anderen Mitteln. "Damals hatten wir handschriftliche Etiketten an den Waren und eine alte Zigarrenschachtel als Kasse", erinnern sich Petra Schmolke, Carola Delonge und Ursula Klesius. Verkäufer brachten ihre abgelegten Kinderkleider in der Woche vor dem Basar einfach bei Schmolke vorbei, beim Verkauf - damals noch im katholischen Jugendheim - wurden Seile gespannt. Kein Vergleich zu heute, dennoch gab es bereits Parallelen: Schlange standen die Kunden schon damals.

"Wir haben viel improvisiert am Anfang, aber man hat gleich gesehen: Der Bedarf ist da", sagt Schmolke. Da die Resonanz beim ersten Mal so groß war, beschlossen die Gründerinnen, im nächsten Frühjahr wieder einen Basar zu veranstalten, und diesmal noch professioneller vorzugehen. Das Konzept Kinderkleiderbasar kam an. Über die folgenden Jahre vervielfachte sich die Zahl der Verkaufsartikel, auch der Käuferkreis wuchs rasch über die Ismaninger Ortsgrenzen hinaus. Bald musste man umziehen in größere Räumlichkeiten, irgendwann bot nur noch der Bürgersaal genügend Platz für all die Waren und Käufer.

Die professionelle Organisation liegt seit 20 Jahren in den Händen von Edith Tschiers. (Foto: Claus Schunk)

Doch selbst in dem großen Saal wird es langsam eng. "Wir mussten die Menge der Artikel irgendwann begrenzen", sagt Edith Tschiers. "Sonst verliert man den Überblick." Um sich zwischen den langen Tischreihen und Kleiderständern gegen die mögliche Konkurrenz zu behaupten, hat mancher Kunde bereits seine ganz eigenen Taktiken entwickelt, hat Tschiers beobachtet: "Es gibt richtige Basar-Profis."

Übrigens sind es tatsächlich vor allem Frauen, die sich durch die gut erhaltene Kinderware arbeiten, um etwas Passendes für den eigenen Nachwuchs zu finden und gleich zu kaufen. "Väter kommen manchmal auch mit", erzählt Edith Tschiers. "Aber hauptsächlich, um auf die Kinder aufzupassen."

Die Verkaufszeiten beim Ismaninger Kinderkleiderbasar im Bürgersaal, Erich-Zeitler-Straße 2, sind am Dienstag, 8. November, von 17 bis 19 Uhr (Spielzeug, Kinderbücher, Babyzubehör), am Donnerstag, 10. November, von 16 bis 19 Uhr (Kinderkleidung bis Größe 92, Schuhe bis Größe 24, Kinderwägen, Hochstühle und Umstandsmode) und am Samstag, 12. November, von 9 bis 12 Uhr (Kinderkleidung Größe 98 bis 176, Schuhe und Zubehör). Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.nbh-ismaning.de/basar.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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