In der S-Bahn:Überzeugende Engel

Ottobrunner Gymnasiasten agieren als Schulbegleiter

War nicht mal der Pausenhof der Ort der alltäglichen Muskelspiele; die Arena für Halbstarke und Möchtegern-Anführer? Heute finden die kleinen Schaukämpfe zwischen Heranwachsenden offenbar eher im öffentlichen Nahverkehr statt. Also auf dem Weg zur und von der Schule nach Hause - in der S-Bahn.

Gut, Schüler sind in der Regel keine Engel. Auch nicht die des Ottobrunner Gymnasiums. Trotzdem sollte auch nicht gleich das Schlechteste angenommen werden, wenn sich mehrere dieser Exemplare am Bahnhof versammeln. Aber manchmal schadet auch ein wenig Aufmerksamkeit nicht - das hat zumindest die Deutsche Bahn als Betreiber der Münchner S-Bahn gelernt. Denn: "Im Schülerverkehr kommt es an Bahnsteigen oder in Zügen der S-Bahn immer wieder zu Fahrzeugbeschädigungen, Behinderungen des Zugverkehrs, Belästigungen von Fahrgästen oder Rempeleien", besagt die Erkenntnis des Konzerns. Aus diesem Grund bilden Trainer der Münchner S-Bahn Schüler zu sogenannten DB-Schülerbegleitern aus, die mit den Bengeln und Rabauken "sprechen" und sie davon "überzeugen sollen, ihr Verhalten zu ändern".

Und um gleich einen schlimmen Verdacht zu entkräften, der einem auf dem Schulhof das Leben zur Hölle hätte machen können: Die Schülerbegleiter, lässt die Bahn verlautbaren, sollen das "Fehlverhalten" nicht erfassen und berichten. Vielmehr lautet das Motto der Schülerbegleiter: "Überzeugen statt Petzen". Denn Petzen mag wirklich keiner.

Die dreimonatige Ausbildung zu Schülerbegleitern haben jetzt 30 Ottobrunner Gymnasiasten erfolgreich abgeschlossen. Sie wurden geschult in Deeskalation, Konfliktbewältigung, Körpersprache und neutralem Auftreten - ohne groß die Muskeln spielen zu lassen.

© SZ vom 07.11.2015 / müh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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