Bilder des Schreckens

Schwabing - Da gibt es auf der einen Seite die juristische Schuld und dann ist da noch die moralische Schuld. Der Schriftsteller und Rechtsanwalt Gerhard Zahner, der vor Gericht täglich mit Tätern und Opfern zu tun hat, weiß um den tiefen Graben, der zwischen diesen beiden Schuldbegriffen verläuft. Vor zehn Jahren schrieb er das Stück "Die Scheune" über die Ermordung von 1016 KZ-Häftlingen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Eine Art Aufklärungsarbeit soll dieser Text leisten, die dem Autor angesichts weltweiter Kriegsschauplätze dringender denn je erscheint. "Die Produzenten und Händler von Waffen bleiben, wie in allen Kriegen dieser Menschheitsgeschichte, auch in unserer Gegenwart weitgehend unbehelligt", erläutert er sein Anliegen. In "Die Scheune" verdichtet Zahner die historischen Begebenheiten zu einem erzählerischen Konzentrat des Grauens: Zwangsarbeiter auf ihrem langen Marsch in den Ort Gardelegen, Soldaten, die diese Zeugen nationalsozialistischen Unrechts wie Vieh in eine Scheune treiben, Feuer legen und sie bei lebendigem Leib verbrennen lassen. Schreie, Rauch, Asche - "wir haben Bilder vor unsern Augen, die ein Gericht blind machen würden", heißt es im Text. Als inszeniertes Hörstück mit Musik wird diese Schreckensgeschichte am Mittwoch, Donnerstag, Freitag, 25., 26., 27. Mai jeweils von 20 Uhr an (Einlass: 19 Uhr) im Rationaltheater, Hesseloherstraße 18, in einer Bearbeitung von Jo Vossenkuhl aufgeführt. Gerhard Zahner wird anwesend sein, um im Anschluss mit dem Publikum zu diskutieren. Denn: "Theater und Zuschauer kämpfen gemeinsam gegen das Verbrechen des Krieges, auch gegen das Vergessen." Davon ist der Autor überzeugt. Im kommenden Jahr wird "Die Scheune" in Berlin als Theaterstück Premiere feiern. Foto: Mario Steigerwald