Wegen Hygienemängeln:Das Lamm's muss schließen

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Erhebliche hygienische und bauliche Mängel: Joschi Lamm muss seine Kultgaststätte am Sendlinger Tor dicht machen. Der gesamten Belegschaft hat er vor wenigen Tagen gekündigt.

Kathrin Haimerl

"Preiswerte bayerische und österreichische Küche in uriger und rustikaler Atmosphäre" - damit wirbt das Lamm's am Sendlinger Tor im Herzen von München. Tagsüber ist es ein gediegenes Lokal, beliebt bei Touristen. Nachts hat es sich in der Münchner Partyszene einen Namen als eine der schlimmsten Absturzkneipen gemacht.

Eine Beleuchtung wie an Weihnachten: Ein Blick in das Lamm's in dem Gewölbe unter dem Filmtheater. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Denn das Wirtshaus ist das einzige Münchner Lokal, das tatsächlich 24 Stunden und sieben Tage die Woche offen hat. Dort, im Gewölbe unter dem Filmtheater, treffen sich dementsprechend auch alle Schichten der Stadt. Promis, Partygänger, Bierdimpfl, Huren, Penner. Warmes Essen gibt es rund um die Uhr. Noch.

Denn der 1. September markiert das Ende einer Institution im Münchner Nachtleben: Das Lamm's muss schließen. Damit beugt sich Gastwirt Joschi Lamm dem Druck des Kreisverwaltungsreferats (KVR). Die Kontrolleure hatten das Lokal in den vergangenen Jahren mehrfach gefilzt und dabei unter anderem "sehr erhebliche hygenische und bauliche Mängel" festgestellt, sagte eine KVR-Sprecherin zu sueddeutsche.de.

Darüber hinaus habe es Verstöße gegen das Feiertagsgesetz gegeben. Man habe versucht, mit dem Wirt eine einvernehmliche Lösung zu finden, sei damit aber gescheitert. Nun hat das KVR zur letzten Maßnahme gegriffen: Die Behörde hat Joschi Lamm die Konzession entzogen. Am 1. September läuft die Frist zur Abwicklung des Betriebs der Gaststätte aus.

Die Belegschaft ist schockiert. Zwei Wochen vor dem 1. September habe der Geschäftsführer die gesamte Mannschaft einberufen, und die Nachricht überbracht, dass "Feierabend" im Lamm's sei. Allen Angestellten - im Lamm's sind etwa 40 Mitarbeiter beschäftigt - ist gekündigt worden, bestätigt Wirt Joschi Lamm sueddeutsche.de.

Der genaue Grund aber sei ihnen nicht genannt worden, heißt es aus den Reihen der Mitarbeiter. Zudem habe der Geschäftsführer verkündet, dass eine geringe Wahrscheinlichkeit bestehe, wonach das Lamm's nach dem Umbau wieder aufmachen werde, erzählt einer der Angestellten, der seinen Namen nicht lesen will. "Wir standen da wie die Deppen der Nation."

Viele der Angestellten fürchten nun um ihre Existenz. Ein Mitarbeiter hat sich bereits bei Freddy Adjan, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) München, juristischen Rat geholt. "Ich empfehle den Leuten, Kündigungsschutzklage einzureichen". Denn der künftige Pächter wäre verpflichtet, die Beschäftigten zu übernehmen.

Joschi Lamm gibt sich am Telefon wortkarg. Dafür brodelt die Gerüchteküche. In der Belegschaft heißt es, der Wirt habe zu hoch gepokert, er habe geglaubt, die Sache ließe sich über seine Kontakte regeln - nach dem Motto: "Uns machen sie nicht zu, wir sind ja die Kultkneipe."

21 Jahre lang hat der gebürtige Österreicher seine "Wiener Rutsch'n" am Sendlinger Tor geführt. Bedauern darüber, dass er aufhören muss, empfinde er nicht, sagt er. Schließlich sei er jetzt 68 Jahre alt. Einer, der den Wirt gut kennt, weiß es besser: Dass er sein Gasthaus schließen muss, sei ein schwerer Schlag für Lamm: "An dem Wirtshaus hängt sein Herz."

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