Flüchtlingsunterkunft in Hohenbrunn:Neue Heimat Bürogebäude

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Die Familie Khazaka hält ihr Bürogebäude für geeignet, dort Flüchtlinge unterzubringen. Am Donnerstag wird im Bauausschuss darüber beraten. (Foto: Claus Schunk)

Der Fotograf Nagib Khazaka will im Riemerlinger Gewerbegebiet eine Unterkunft für bis zu 150 Menschen aufbauen

Von Martin Mühlfenzl, Hohenbrunn

Um einen Verdacht gleich auszuräumen, sagt Nagib Khazaka: "Natürlich werden wir auch über Geld reden müssen." Der Gräfelfinger Fotograf und Volkswirt sagt daher auch, vernünftige Flüchtlingsarbeit benötige eben einen gewissen finanziellen Aufwand. Aber ich will kein Geld verdienen." Sondern bis zu 150 Schutzsuchenden, so der Plan Khazakas, in einer neuen Unterkunft in einem Gebäude im Hohenbrunner Gewerbegebiet Riemerling eine neuen Heimat geben. "Ich will helfen. Das ist mein Antrieb", sagt Khazaka. "Und hier ginge es sehr einfach."

Zumindest bezogen auf die notwendigen Umbauarbeiten, die der Gräfelfinger durchführen müsste. Was die Sache schon schwieriger macht, ist der Widerstand, den Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) bereits im persönlichen Gespräch mit Khazaka deutlich gemacht habe. Er wolle keine Unterkunft mitten im Gewerbegebiet - diese eher kurze Botschaft habe ihm Straßmair mit auf dem Weg gegeben, sagt Khazaka; versehen mit dem Hinweis: "Sollte ich die Unterkunft trotzdem durchsetzen wollen, werde ich mir keine Freunde machen."

Bürgermeister Straßmair war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er wird sich aber am Donnerstag von 19.35 Uhr an mit der Thematik beschäftigen müssen. Dann steht der Antrag Khazakas auf "Vorbescheid einer Nutzungsänderung für das 2. Obergeschoss des Bürogebäudes in der Otto-Hahn-Straße" auf der Tagesordnung des Bauausschusses.

Das Gebäude befindet sich im Besitz der Familie Khazakas, seine Mutter, Schwestern und er haben es vom Vater geerbt und wollen es nun, nachdem die Vormieter ausgezogen sind, einer sozialen Nutzung überführen. "Ich bin mit dem Vorschlag einer Flüchtlingsunterkunft auf das Landratsamt zugegangen", rekapituliert Khazaka, dessen persönlicher Hintergrund auch ein Antrieb seines Engagements sei - der Gräfelfinger ist deutsch-libanesischer Abstammung und hat geraume Zeit für die Weltbank gearbeitet. "Als das Gebäude frei wurde, war klar, dass wir als Familie etwas bewegen wollen - und die Bereitschaft seitens des Landratsamtes war auch gleich vorhanden." Doch vor wenigen Wochen erreichte den Gräfelfinger dann ein kurzes Schreiben der Behörde, dass in dem Gebäude mit einer Fläche von etwa 2300 Quadratmetern aus baurechtlichen Gründen eine Unterkunft nicht möglich sei. "Ohne Angabe von Gründen", sagt Khazaka.

"Ich will diese Unterkunft nicht gegen die Gemeinde, sondern mit ihr aufbauen. Ich habe alle Fraktionsvorsitzenden angeschrieben und auch den Antrag bei der Gemeinde gestellt", sagt er. Mit der SPD und den Freien Wählern habe es bereits positive Gespräche gegeben - mit Anton Fritzmaier von der CSU trifft sich Khazaka an diesem Mittwoch in Riemerling.

Landrat Christoph Göbel sagt, er begrüße jede Initiative - schränkt aber ein: "Wir werden als Landkreis immer den Willen einer Gemeinde akzeptieren." Ohnehin leiste Hohenbrunn gerade bei der Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge außerordentlich viel: "Wenn eine Gemeinde ihre Quoten erfüllt, werden wir als Landkreis nicht einschreiten."

Gleichwohl weiß der Landrat, dass die Möglichkeiten einer Kommune, die Unterkunft in einem Gewerbegebiet zu verhindern, durch das Asylbeschleunigungsgesetz eingeschränkt worden sind. "Aber natürlich bedarf es auch hier einer Baugenehmigung", sagt Göbel. "Und Hohenbrunn entscheidet erst einmal über den Vorbescheid." Nagib Khazaka sagt, er werde auch bei einer Ablehnung des Gemeinderats die Unterkunft weiterverfolgen: "Wir müssen etwas tun. Und ich will das gemeinsam mit der Gemeinde, damit man das Beste daraus macht."

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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