Unimog kollidiert mit S-Bahn:Schranken wären zu teuer

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Obwohl bei Höhenkirchen-Siegertsbrunn immer wieder schwere Unfälle passieren, wird der Bahnübergang am Faistenhaarer Weg nicht nachgerüstet

Von Martin Mühlfenzl, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

- Die Züge rollen wieder auf der Strecke zwischen Giesing und Kreuzstraße. Sie passieren dabei auch jene Stelle, die in den vergangenen Jahren über Höhenkirchen-Siegertsbrunn hinaus traurige Bekanntheit erlangt hat - zuletzt aufgrund des schweren Unfalls am Mittwochmorgen, als ein Unimog mit einer S-Bahn kollidierte. Vier Menschen wurden verletzt, drei davon schwer. So lautet die Bilanz des Zusammenstoßes am unbeschrankten Bahnübergang Faistenhaarer Weg.

Mittlerweile hat die Polizei bestätigt, dass der Unfall nicht auf technisches Versagen - also auf einen Ausfall der Signalanlage - zurückzuführen ist. Damit wird immer wahrscheinlicher, dass der 79 Jahre alte Fahrer des Unimogs das Signal beim Abbiegen von der Staatsstraße 2078 in den Faistenhaarer Weg übersehen hat; möglicherweise wurde der Fahrer, der nach Angaben der Polizei noch immer in Lebensgefahr schwebt, von der Sonne geblendet. Bei der Kollision wurde die beiden Beifahrer des Mannes, 46 und 59 Jahre alt, ebenfalls schwer verletzt und mussten zur Behandlung in Münchner Kliniken gebracht werden; ein Fahrgast der S 7, die in Richtung München unterwegs war, wurde leicht verletzt.

Ein Unimog wurde am Mittwoch von einer S-Bahn erfasst. (Foto: Angelika Bardehle)

Es ist der dritte schwere Unfall an dem unbeschrankten Bahnübergang seit 1996. "Wir wissen, dass es eine sehr gefährliche Stelle ist", sagt dementsprechend Höhenkirchens Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU), die sich freilich auch an die tödlichen Unfälle der vergangenen Jahrzehnte erinnert. Im Jahr 1996 wurde eine Radfahrerin beim Überqueren des Bahnübergangs von einer S-Bahn erfasst; 2008 starb ein Cabriofahrer, nachdem er beim Wenden das Signal der Warnanlage und einen herannahenden Zug übersehen hatte.

Der Bahnübergang wird hauptsächlich von Landwirten aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn und den Ortsteilen Faisten- und Dürrnhaar genutzt. "Er stellt eine wichtige Verbindung über die S-Bahnlinie dar", sagt Rathauschefin Mayer. "Und er wird auch von Autofahrern genutzt." Allerdings in eher begrenzter Zahl, was unter anderem damit zusammenhängt, dass die Gemeinde den Faistenhaarer Weg bewusst nicht teeren will, sagt Mayer: "Denn damit würden wir nur noch mehr Verkehr auf diese Straße ziehen - und sicherer würde der Bahnübergang dadurch auch nicht."

2008 starb am unbeschrankten Bahnübergang in Höhenkirchen ein Cabriofahrer. (Foto: Claus Schunk)

Das Fehlen von Schranken an dieser Stelle ist ein Ergebnis der sogenannten Verkehrsschau, die in der Regel alle zwei Jahre erfolgt, wie Bahnsprecher Bernd Honerkamp sagt. Bei dieser Präventivmaßnahme überprüfen Vertreter der Straßenverkehrs- und Straßenbaubehörde, der Polizei, der Straßenmeistereien, der Bahn und der Gemeinde den Zustand und die Sichtbarkeit der Verkehrszeichen sowie Möglichkeiten zur Beseitigung von Gefahren. "Beim Bahnübergang Faistenhaarer Weg hat die Verkehrsschau ergeben: Zwei Züge in der Stunde in jede Richtung, die nicht sehr schnell fahren", sagt Bahnsprecher Honerkamp. "Es ist hier zudem kein Fernverkehr unterwegs, und auch der Straßenverkehr fährt eher langsam." Dementsprechend seien in diesem Bereich keine Schranken notwendig, sagt Honerkamp.

Höhenkirchens Bürgermeisterin Mayer bestätigt, dass die Ausschilderung "den Vorgaben der Bahn" entspreche: "Und es ist auch gut ausgeschildert." Ob sie dennoch bei der Bahn intervenieren wird, um etwa die Errichtung von Schranken zu erreichen, kann und will Mayer nicht vorhersagen. "Das liegt auch daran, dass die Bahn sicher nicht der einfachste Verhandlungspartner ist", sagt die Bürgermeisterin. "Im schlimmsten Fall sperren die uns den Übergang komplett, wenn wir etwas zu monieren haben."

Daran glaubt Bahnsprecher Honerkamp nicht - ebenso wenig wie an eine "Beschrankung" des Übergangs. "Es ist schlichtweg nicht möglich, alle 3500 Bahnübergänge in Bayern mit Schranken zu sichern - schon aus finanziellen Gründen", sagt er. "Außerdem müsste sich die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn aufgrund der sogenannten Drittelteilung am Bau von Schranken beteiligen." Dazu wird es wohl nicht kommen.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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