Krippenspiel:Ein echtes Jesuskind für Siegertsbrunn

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Seit 40 Jahren leitet Margret Dafner das Krippenspiel. Die ehemalige Lehrerin habe eine "Engelsgeduld", sagen frühere Darsteller. Zur Belohnung gibt es am Schluss Schokoladenbrot und selbst gemachte Marmelade

Von Sabine Oberpriller, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Ihre erste Maria ist schon lang erwachsen und Mutter geworden. Unter anderem von einer Maria. Und die ist auch schon erwachsen. Seit 40 Jahren betreut und leitet Margareta Dafner das weihnachtliche Krippenspiel in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Für ihr Engagement ist sie auf der jüngsten Bürgerversammlung ausgezeichnet worden. Derweil steht das nächste Weihnachten mit seinen Aufführungen schon vor der Tür.

"Zum dritten Mal hab' ich dieses Jahr dieselbe Maria und denselben Josef", sagt Margareta Dafner. Das ist Rekord. Das gab es noch nie. Dabei hat sich einiges geändert, seit Pfarrer Leonhard Sutor sie vor all den Jahren gefragt hat, ob sie nicht ein Krippenspiel für Heiligabend in der Kirche vorbereiten wolle. Unerfahren war die Hauptschullehrerin schon damals nicht. Im Internat, bei der Lehrerinnenausbildung, war das Krippenspiel ein fester Programmpunkt. Inzwischen treten ihre 30 Engel, Hirten, Wirte, Maria und Josef insgesamt drei Mal auf, am vierten Adventssonntag in der Kirche Sankt Peter, davor im Alten Wirt. "Und der Auftritt im Seniorenheim ist immer der schönste", sagt die 71-Jährige. "Die Alten sind so glücklich, den Kindern gefällt es enorm. Sie schenken den Senioren Plätzchen."

Im Pfarrverband betreut sie auch noch Mal-, Bastel- und Vorlesegruppen und gibt Englischunterricht. Trotzdem nimmt sie sich für ein Gespräch sofort Zeit. Einen Apfelstrudel hat sie extra noch gebacken. Und ihr Schokoladenbrot, das bei den Höhenkirchnern und Siegertsbrunnern schon Berühmtheit erlangt hat. Auch Renate Bockmeir kommt, die erste Maria.

Bockmeir hat Dafners Fürsorge an sich selbst und bei ihren Töchtern erlebt. "Sie ist sehr liebevoll", sagt sie über Dafner, berichtet von der Belohnung mit Schokoladenbrot, die es am Ende jeder Probe gibt, und der selbst gemachten Marmelade, die Margareta Dafner als Dankeschön an Heiligabend an "ihre" Kinder verschenkt. "Sie hat eine Engelsgeduld. Man merkt, wie ihr die Kinder am Herzen liegen."

Bei der ersten Aufführung vor 40 Jahren war das Jesuskind noch eine traditionelle Puppe. (Foto: privat)

"I mog's a", sagt dann Margareta Dafner und lächelt in sich hinein. Noch nie ist ihr ein Kind zu viel geworden. "Goldig", oder "so ein Toller", nennt sie ihre Schützlinge, "Lumpi" die Frechdachse. Ein Kind wegen Ungehorsam heimschicken? "Das gibt's bei mir nicht", ruft sie aus. Ein Bub sei bei den Proben stumm geblieben. "Dann sagst halt nichts", hat sie ihm ganz nebenbei mit einem Schulterzucken gesagt. "Dann können wir deine Rolle ja streichen." Bei der folgenden Probe sprach der kleine Hirte zum ersten Mal sein Verslein.

Margareta Dafner hat das Krippenspiel der Gemeinde geprägt - gewollt oder ungewollt. Mit besonderer Spannung erwartet das Publikum jedes Jahr das Jesuskind. Die Rolle spielt ein halb- bis zweijähriges Kind. Renate Bockmeir hielt damals noch eine Puppe in den Armen. In einem der nächsten Jahre vergaß Dafner bei einer Aufführung die Puppe und platzierte kurzerhand ein Kleinkind im Stroh. "Das Publikum fand's toll, da haben wir es immer so gemacht", sagt Dafner. Letztes Jahr hat der Kleine alle Geschenke ausgepackt, die die Könige ihm hinlegten. Es raschelte, der Papierberg wurde immer größer - und genauso die Augen der Könige.

Die Mutter des Krippenspiels in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Margareta Dafner (r.), kannte Renate Bockmeir schon als kleines Mädchen. (Foto: Claus Schunk)

"Weil ich gut singen konnte, wurde das extra in das Stück integriert", erinnert sich Bockmeir. "Was war ich aufgeregt." Und Dafner lacht frei heraus. Besondere Talente würden natürlich eingebaut, sagt sie. Wichtig ist ihr die Sprache: "Sie müssen deutlich sprechen", betont Dafner. Sie ist überzeugt, dass allen Kindern die Übung beim Krippenspiel im Leben geholfen hat.

"Wir kamen aus dem Sommerurlaub im September zurück", sagt Bockmeir, "schon in der Woche drauf war die erste Probe angesetzt." Dafner wurde irgendwann gebeten, die Proben zu verschieben. "Jetzt halt zwei Wochen später", sagt sie. Das Krippenspiel liegt ihr am Herzen. "In meinem Leben hatte ich viel Glück", sagt sie. "Das ist mein Dankeschön an den Herrgott." Anfangs haben fast nur Mädchen mit gemacht, heute sind Jungen keine Mangelware mehr. Eher die Kinder an sich. "Sie haben viele Hobbys", erklärt Dafner. "Da bleibt kaum Zeit." Früher konnte sie Kinder sonntags in der Kirche ansprechen. Jetzt sind kaum mehr welche da. Und, was Bockmeir verwundert, längst reißt sich niemand mehr um die größeren Rollen. "Früher war es schon etwas Besonderes, die Maria zu spielen", sagt sie.

Damit es nicht langweilig wird, wechselt Dafners Ensemble zwischen zwei Stücken. Übrigens selbst von ihr geschrieben. Die Tantiemen für die professionellen Stücke seien auf Dauer zu teuer. Auf diese Weise kann sie auch ihre Lieblingsstellen gut ins Stück integrieren. Fragt man sie danach, hält sie trotzdem einen Moment inne, sehr nachdenklich, bevor sie fest sagt: "Der Verkünderengel. Der ist mir sehr wichtig." Dann lacht und bewegt sie sich schon wieder und sagt: "Ach, dieses Jahr haben wir einen so schönen Engel. Und sprechen kann das Mädel auch gut."

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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