Grenznah betrachtet:Platz für ein neues Stadtviertel

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Wie könnte das Areal zwischen Daglfing, Englschalking, Johanneskirchen und der Stadtgrenze aussehen?

Von Ulrike Steinbacher

Der Wind streichelt das Gras, Pferde wandern die Koppel hinunter, rupfen hie und da Halme aus der Wiese. Der Blick des Spaziergängers geht über die flache, grüne Weite des alten Moorgebiets - ländliche Idylle am Rand der großen Stadt. Bogenhausens wilder Norden wird bald gezähmt sein, ein neues Stadtviertel ist in Planung, 30 000 Bewohner, 10 000 Arbeitsplätze, ein bis zwei U-Bahnhöfe.

Drei Szenarien gibt es dafür, wie das 600 Hektar große Areal zwischen Daglfing, Englschalking, Johanneskirchen und der Stadtgrenze in zehn, zwölf Jahren aussehen könnte. Entweder eine "Perlenkette" mit drei Siedlungsschwerpunkten um die alten Dörfer herum, in Nord-Süd-Richtung aneinandergereiht. Oder ein Quartier "beidseits des Hüllgrabens", das in Ost-West-Richtung die Baulücken nach Riem schließt und einen U-Bahn-Ringschluss zur Messe ermöglicht. Oder eine Verzahnung von Wohngebieten und Grünflächen, sodass sich eine geschwungene "Küstenlinie" ergibt und die U-Bahn noch eine weitere Haltestelle am Aschheimer Gewerbegebiet Dornach bekommt.

Alle Entwürfe versprechen große Grünzüge, die die Weite der Landschaft bewahren sollen, zwei sogar einen neuen Badesee. Ein Problem dafür könnten die Aschheimer Pläne darstellen, die Kiesabbau-Flächen nördlich des Golfparks langfristig in ein Gewerbegebiet umzuwandeln. Das Münchner Planungsreferat ist strikt dagegen. Sein Argument: Das Areal liegt im regionalen Grüngürtel, außerdem könnten Lärm und Gestank die Naherholungsflächen des neuen Wohngebiets beeinträchtigen.

In Unterföhring und Aschheim, ebenso wie in Bogenhausen werden die drei Entwürfe für das neue Stadtviertel mit gemischten Gefühlen gesehen. Der CSU im Bezirksausschuss ist die Bebauung zu dicht, und die Tatsache, dass Stadtbaurätin Elisabeth Merk Reihenhäuser dort kategorisch ausschließt, hat ihre Vertreter auch nicht eben beruhigt.

Außerdem haben sich einige der 500 betroffenen privaten Grundstückseigentümer jetzt organisiert, nachdem sie jahrelang nur über die schlechte Informationspolitik der Stadt gegrummelt hatten. 80 bis 90 von ihnen, die sich vom Planungsinstrument der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) wirtschaftlich benachteiligt fühlen, schlossen sich im Mai in einer Bürgerinitiative zusammen. Noch stehen ihre Protestplakate mit der Forderung "Stoppt SEM-Wahnsinn" auf freien Wiesen zwischen Pferdekoppeln unweit der Grenze zu Aschheim in Bogenhausens wildem Norden. Bald wird die Stadt ihn einholen.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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