Grasbrunn, Putzbrunn oder Zorneding?:Wiedervereinigung nach 71 Jahren

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Die Eingemeindung von Harthausen war keineswegs alternativlos, auch andere Varianten wären denkbar gewesen.

Der Anschluss von Harthausen an Grasbrunn im Zuge der Gebietsreform 1978 war im Grunde eine Wiedervereinigung. Denn Harthausen und Grasbrunn waren nach 1813 schon mal verbunden. Aber eben auch 71 Jahre getrennt. Zwischen 1907 und 1978 bildete Harthausen mit Möschenfeld eine eigene Gemeinde. In dieser Zeit gingen die Kinder nach Putzbrunn zur Schule, weil man zum gleichen Schulsprengel gehörte, während die Katholiken vor allem nach Zorneding orientiert waren, zur dortigen Pfarrei. Auch die Bauern fühlten sich wegen der dortigen Raiffeisenkasse eher zu der Gemeinde im Nachbarlandkreis Ebersberg hingezogen. "Es gab damals zwei Strömungen", erinnert sich Ewald Wagner, der für Harthausen die Verhandlungen mit Grasbrunn führte - und mit Putzbrunn. Denn auch eine Eingemeindung dorthin stand zur Debatte.

Dass am 9. Juli 1977 schließlich ein Eingemeindungsvertrag mit Grasbrunn geschlossen wurde, führt Wagner auf das Betreiben des bayerischen Innenministeriums und des Landratsamts München zurück. Anders wäre Grasbrunn nicht als selbständige Gemeinde im Landkreis München zu erhalten gewesen und der Ortsteil Neukeferloh an Vaterstetten im Landkreis Ebersberg gefallen. Entsprechend fiel eine Volksbefragung in Grasbrunn eindeutig aus: In ihr sprachen sich 95 Prozent für eine Erhaltung der Gemeinde und einen Zusammenschluss mit Harthausen aus.

Dass die Eigenständigkeit des kleinen Harthausen nach sieben Jahrzehnten zu Ende ging, wurde dort relativ gelassen aufgenommen. "Man hat gewusst, dass das nicht aufrechtzuerhalten ist", sagt der Heimatchronist Josef Karl. Harthausen fehlte es an Einwohnern und Infrastruktur. Gemeindeangelegenheiten ließ Bürgermeister Jakob Karg im Münchner Landratsamt erledigen, die Gemeindekanzlei auf seinem Hof war nur wenige Stunden in der Wochen geöffnet.

Gewisse Eigenheiten hat das Dorf gleichwohl bis heute bewahrt: So gehören die Katholiken immer noch zur Pfarrei Zorneding und das Telefonnetz hat die Vaterstettener Vorwahl 08106.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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