Gitarrist:"Eine wahnsinnig prägende Zeit"

Lesezeit: 3 min

Tobias Sasse hat seine Jugend in Unterschleißheim verbracht und einen Song über die Stadt geschrieben. Im Interview erzählt er, wie es sich anfühlt, mit seiner Band "Heldenfrühstück" in der alten Heimat aufzutreten

Interview von Anna Hordych, Unterschleißheim

Vor dem Studio, in dem Sänger und Gitarrist Tobias Sasse seine Songs komponiert, steht ein blau-weißer VW-Bus. Nicht zu übersehen ist ein Verstärker im Wageninneren. Schon an diesem Wochenende dient der Kleinwagen, der an das Lebensgefühl der Sechziger erinnert, als Tourbus: Sasses Band Heldenfrühstück reist für eine viertägige Probe gen Norden. Auf der Bühne steht das siebenköpfige Team, das neben der E-Gitarre auch mit Saxofon, Bass und Trompete aufwartet, dann am folgenden Donnerstag: Beim diesjährigen Festival im Valentinspark tritt die "Ska-Rock"-Band gemeinsam mit zwei weiteren Gruppen aus Unterschleißheim im Format "USH Live" auf.

SZ: Herr Sasse, Sie haben einen Unterschleißheim-Song geschrieben, der in diesem Jahr auf dem "FestiVal" als CD präsentiert wird. Was hat es mit dem Lied auf sich?

Tobias Sasse: Den Song gibt es schon lange, ich habe den vor ungefähr zehn Jahren geschrieben. Im Unterschleißheimer Jugendzentrum Gleis 1, in dem wir oft spielen, kennen ihn viele. Beim Stadtfest im vorigen Jahr sind wir im Lohwald aufgetreten. Wir waren beeindruckt, wie das Lied dort eingeschlagen hat. Als die Stadt Unterschleißheim uns beauftragt hat, den Song aufzunehmen, haben wir uns sehr gefreut. Heraus kam ein durch und durch lokales Produkt. Der Stadtkapellen-Leiter hat uns begleitet, der Chor "Ro-Go-Pops" aus Unterschleißheim mitgesungen.

Als der Song entstand, lebten Sie noch in Unterschleißheim. Jetzt wohnen Sie, anders als fünf andere Bandmitglieder, nicht mehr dort. Was verbinden Sie mit der Stadt?

Bis ich Mitte zwanzig war, habe ich dort gewohnt. Ich erinnere mich vor allem daran, dass ich als Junge alles mit dem Radl abgefahren bin, in den Sommerferien gleich morgens zum See bin und erst nachts zurückkam. Ich bin dort mit einem starken Freiheitsdrang aufgewachsen. Gleichzeitig war das Gymnasium für mich als Schüler eine wahnsinnig prägende Zeit. Mein Musiklehrer hat sich für mich eingesetzt, ich habe in der Schulband gespielt. Ich kam als Zwölfjähriger von der Nordsee und bin in Unterschleißheim groß geworden.

Inwiefern handelt ihr Song speziell von Unterschleißheim als Heimat?

Es gibt im Text viele konkrete Querverweise auf die Stadt, indem ich zum Beispiel von der Freiwilligen Feuerwehr singe, oder das Glockenspiel erwähne. Wenn ich auf ein Date anspiele und in einer Zeile "ins Capitol ausführen" sage, macht das erst einmal wenig Sinn, wenn man nicht aus Unterschleißheim kommt. Man muss dafür wissen, dass es sich dabei um das Kino im Ort handelt.

Tobias Sasse ist wie die meisten Mitglieder von "Heldenfrühstück" in Unterschleißheim aufgewachsen. (Foto: Robert Haas)

Wenn Sie als Band in Unterschleißheim auftreten, ist das gewissermaßen ein Heimspiel.

Okay, in Unterschleißheim sind wir schon oft aufgetreten. Vom Lohwald bis zum Bürgerhaus. Aber wir sind zum ersten Mal bei "USH-Live" im Valentinspark dabei. Vor zwei Jahren war ich als Gast beim "USH"-Konzert von Lucy Grave und anderen - hat mir sehr gefallen. Sicher kennen uns die Leute in Unterschleißheim, wir haben praktisch ein "Gentleman-Agreement" mit dem Publikum (lacht). Wir müssen uns am Donnerstag also nicht bewähren, sondern spielen unsere Klassiker und sind, was wir sind.

Welche Tricks wenden Sie auf der Bühne an, um das Publikum abzuholen?

Ich störe mich an dem Wort "Trick". Ich versuche, sowohl im Leben als auch auf der Bühne authentisch zu sein. Es gibt diese Zeile in "Alles neu" von Peter Fox (singt): "Nur noch konkret reden, gib mir ein Ja oder Nein. Schluss mit Larifari, ich lass all die alten Faxen sein." Ich denke, ich spreche im Namen der Band, wenn ich sage, dass es jeder von uns genießt, auf der Bühne zu spielen. Ich glaube, diese Freude überträgt sich auf das Publikum. Euphorie steckt andere an. Und es gibt für mich wirklich nichts Schöneres, als wenn das passiert.

Inwiefern unterscheidet sich "Heldenfrühstück" von den anderen Bands aus Unterschleißheim, die am Donnerstagabend auftreten?

Die Gruppen Phondue und Ruhestö(h)rung covern Songs. Wir schreiben dagegen alle unsere Texte selbst. Untereinander kennen wir uns gut und sind auch befreundet.

Ein anderes Projekt von Ihnen nennt sich "Peace, Love, Rock" - was hat Vorrang ?

Genauso wie die anderen aus der Band studieren oder Jobs haben, bin ich als freier Musikkomponist tätig. Nach der Filmhochschule habe ich erst bei einer Münchner Filmproduktionsfirma gearbeitet, später habe ich mich mit "Peace, Love, Rock" selbständig gemacht. Schließlich kann man ja nicht nur von der Liebe zur Bühnenmusik leben. Für mich ist tatsächlich gerade die Balance zwischen den Auftritten als Sänger und auf der anderen Seite der Theorie, dem Komponieren von Filmmusik richtig.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: