Gewerbeschau:Schaufenster der Stadt

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Vom Seifenhersteller bis zum Zimmereibetrieb: 130 Unternehmen und Institutionen präsentieren sich auf der Unterschleißheimer Gewerbeausstellung. Den größten Stand betreibt die Kommune selbst

Von Vinzenz Neumaier, Unterschleißheim

Zugegeben, Ramona und Anna wären wahrscheinlich nicht auf die Unterschleißheimer Gewerbeausstellung (UGA) gekommen, wenn Ramonas Vater nicht dort arbeiten würde. Die beiden Freundinnen schlendern am Freitagnachmittag gemütlich über die Verkaufsflächen. Sie bereuen es nicht, ihre Freizeit in den Osterferien auf der UGA zu verbringen. Schließlich gibt es viel zu bestaunen: Etwa 130 Aussteller aus Unterschleißheim und aus der gesamten Region präsentieren über das Wochenende Produkte und Dienstleistungen. Die Angebote sind breit gefächert. Platz ist genug da: Insgesamt stehen 5600 Quadratmeter Ausstellungsfläche bei der Gewerbeschau in der größten Stadt des Landkreises im Ballhausforum zur Verfügung.

Aussteller verkaufen dort handgemachte Taschen aus Filz, Halsketten oder Seife aus Johanniskraut. An einem weiteren Stand lässt sich eine Besucherin auf einem wackelnden Fitnessboard durchrütteln. Klaus Lebeda hat seinen Stand gleich neben den Frauentoiletten aufgeschlagen. Er und seine Firma aus Augsburg preisen ihr selbst gepresstes Ölivenöl auf der Gewerbeausstellung an. Die Oliven für das Öl stammen aus dem eigenen Hain Lebedas in Griechenland, sagt Lebeda. In einer anderen Ecke des Saals duftet es verführerisch nach Popcorn.

Das Mietrad "LaRaDas" ist ein Renner. (Foto: Stephan Rumpf)

Bei der 15-jährigen Ramona und der 14-jährigen Anna kommt der Stand der Stadt Unterschleißheim besonders gut an. Die Stadt hat den größten Stand der gesamten Ausstellung und präsentiert dort unter anderem ihre Geothermie-Anlage und das Forum Unterschleißheim. Letzteres ist bekanntermaßen einer der vielfältigsten und hochwertigsten Kulturbetriebe des Landkreises mit herausragenden klassischen Konzerten, feinstem Kabarett - und natürlich dem Unterschleißheimer Stadtmuseum, das seit 1997 archäologische Funde, bäuerliche Gegenstände und Urkunden zur Stadtgeschichtebeherbergt.

Besonders Anna ist an der Außendarstellung ihrer Stadt interessiert. Das dürfte freilich auch Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD) freuen. Auch er ist am Freitagnachmittag bei der Eröffnung der UGA zugegen und lobt den positiven Einfluss der Gewerbeschau auf die lokale Wirtschaft. "Unterschleißheim ist ein Top-Wirtschaftsstandort", sagt Böck. Allerdings sind die Unterschleißheimer Unternehmen bei der UGA in der Unterzahl - etwa 60 Prozent aller Aussteller kommen von außerhalb. Für Böck ist das kein Problem. Er sagt: "Immerhin sind es 40 Prozent!"

Zimmerer Andreas Vollrath gibt Einblicke in seine Arbeit. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein Unternehmen aus Unterschleißheim auf der UGA ist die Zimmerei "Das-Bau-Team". Die Gewerbeausstellung ist für den Zimmererbetrieb eine gute Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, sagt Sigfried Hentschel vom Bau-Team. Er steht in voller Zimmerermontur vor dem Stand und wirbt um Kunden. "Wir finden auf der UGA vor allem Privatkunden", sagt Hentschel. Die Auftritte bei der Unterschleißheimer Gewerbeausstellung scheinen sich für die Zimmerei auszuzahlen. Die Auftragsbücher des lokalen Unternehmens sind gut gefüllt.

Die zweite Landrätin des Landkreises München, Annette Ganssmüller-Maluche (SPD), sieht die Bedeutung der UGA ähnlich wie ihr Parteifreund Böck. Die Gewerbeausstellung in Unterschleißheim ist für sie eine wichtige Begegnungsstätte zwischen Bürgern und Unternehmen. Dieser Prozess stärke die Wirtschaft im gesamten Landkreis, sagt Ganssmüller-Maluche weiter. Dass die Gewerbeausstellung bei den Bürgern gut ankommt, beweisen die Zahlen. Mit etwa 10 000 bis 12 000 Besuchern rechnen die Veranstalter der UGA, Margit Schuhmann und Barbara Lebetzki.

Dr. Ösi und die Chefpartie rocken das Ballhausforum. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine der Besucherinnen am Freitagnachmittag ist Ursula Gallhauser aus Unterschleißheim. Schon kurz nach der Eröffnung flaniert sie über die Unterschleißheimer Gewerbeausstellung. Sie will auf der UGA "einfach gucken". Natürlich sei auch hier "viel Krusch dabei", aber das vielfältige Angebot auf der Gewerbeausstellung interessiert Gallhauser trotzdem. Für sie und alle anderen Besucher reihen sich zudem im Freien mehrere Stände aneinander. Zu essen gibt es dort Lángos, eine ungarische Spezialität aus Hefeteig, die in fett herausgebacken wird. Außerdem im Angebot: Speck und frisch zubereitete Hamburger. Le Crès, die französische Partnergemeinde Unterschleißheims aus dem Departement Hérault an der Mittelmeerküste, lädt im Ballhausforum zur Rotweinprobe. Die Weine stammen allesamt aus der historischen Provinz Languedoc, dem größten Weinanbaugebiet in Frankreich.

Bei so viel Auswahl fällt die Entscheidung natürlich schwer. Bürgermeister Christoph Böck hat einen Tipp für alle Gäste. Ihn fasziniert besonders der Stand der Firma Blindusa. Blindusa ist ein gemeinnütziges Tochterunternehmen des Sehbehinderten-und Blindenzentrums Südbayern. Blindusa bietet zehn sehbehinderten Mitarbeitern Arbeit und verkauft deren Produkte: Handbesen, Körbe und Bürsten. Sandra Krause, eine sehbehinderte Mitarbeiterin von Blindusa, flechtet vor den Augen der UGA-Besucher Körbe. Bürgermeister Böck sagt: "Es ist beeindruckend, was diese Menschen schaffen."

Der Termin der nächsten Unterschleißheimer Gewerbeausstellung steht übrigens auch schon fest. 2020 - in zwei Jahren - ist es soweit.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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