Gesangsprojekt:"Singen ist für eine ganze Menge gut"

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Andreas Lübke leitet acht Chöre. Sein neues Projekt konzentriert sich auf Songs von Adele. (Foto: Marcel Wolfram)

Andreas Lübke startet inUnterschleißheim ein Chorprojekt für Jugendliche

Interview Von Julian Carlos Betz, Unterschleißheim

Andreas Lübke studierte Klavier und Dirigieren, war unter anderem am Staatstheater am Gärtnerplatz tätig und leitet neben seiner freiberuflichen Tätigkeit als Pianist und Dirigent derzeit acht Chöre. Sein Repertoire reicht dabei von Klassik bis Swing und Rock'n'Roll. Bei seinem neuesten Projekt mit dem Sängerkreis Lohhof studiert er mit Jugendlichen Lieder der britischen Pop-Ikone Adele ein.

SZ: Herr Lübke, was hat Sie zum Singen gebracht?

Andreas Lübke: Also erstmal (lacht), singe ich ja gar nicht selbst, ich bringe nur andere zum Singen. Und das ist alles schon sehr lange her. Ich habe Klavier studiert, auch Dirigieren und war später am Gärtnerplatztheater in München. Da habe ich jedoch festgestellt, dass Theater nicht so mein Fall ist. Parallel dazu habe ich immer Chöre geleitet, weil mir das einfach viel Spaß gemacht hat, und jetzt sind es mittlerweile sogar acht, die ich leite. Was mir jetzt noch gefehlt hat, ist eben ein Jugendchor.

Was leiten Sie denn alles für Chöre?

Also das sind ganz verschiedene, ich will ja nicht immer das gleiche machen. In Lohhof beim Sängerkreis mache ich schon zwei Chöre, einen gemischten und einen Männerchor, außerdem die Ro-Go-Pops, das sind dann sozusagen 'weltliche' Chöre, in Allershausen leite ich einen evangelischen Gospelchor, in Königsbrunn einen Seemanns-Chor, es sind schon einige (lacht).

Um noch einmal auf die Theaterarbeit zurückzukommen: Was hat sie denn daran gestört?

Das waren ja 14 Jahre, die ich das gemacht habe, da sammelt man so seine Erfahrungen. Neben anderen Dingen muss man eben auch mit seinen Bossen klarkommen. Die wollen dann etwas Bestimmtes von dir und ich habe mir da oft gedacht, das könnte ich eigentlich besser machen. Außerdem verschob sich gerade beim Musiktheater das Augenmerk immer stärker auf den Theater-Aspekt und weg von der Musik. Da hat dann einer von den Bossen gesagt: Das, was Mozart da gemacht hat, ist jetzt auch nicht so der Hit, das müssen wir anders machen. Und das geht einfach nicht. Man muss immer irgendetwas machen, was man eigentlich nicht will.

Ihr neuestes Projekt mit dem Sängerkreis Lohhof heißt "Sing (deinen) Star" und richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren. Was schätzen Sie besonders an der Zusammenarbeit mit jungen Leuten?

Ich habe bisher insgesamt die Erfahrung gemacht, dass es eine große Herausforderung sein kann, mit Laien zusammenzuarbeiten. Da werden große Schritte getan. Man kann aus Anfängern gute Sänger machen. Bei Profis ist das anders: Die können schon gut singen und man kann sie höchstens sehr gut machen. Bei Laien sind da Riesen-Schritte möglich. Dieser Sprung, der gerade bei lernwilligen Jugendlichen noch möglich ist, reizt mich sehr.

Wie sind Sie auf Adele gekommen?

Naja, man kann nicht einfach einen Chor gründen und dann sehen, was passiert. Wir müssen uns und die Leute fragen: Was ist aktuell? Außerdem geht es auch um Notenmaterial. Ich hatte mich auf die Suche nach geeigneten Chorsätzen gemacht und festgestellt, dass es bei Adele wirklich sehr, sehr gute Bearbeitungen gibt. Ich wollte eine Verbindung von Popularität und Machbarkeit.

Gibt es eine besondere Musikrichtung, die Sie bevorzugen?

Das ist sehr schwierig und verteilt sich auf alle Sparten. Ich liebe die Vielfältigkeit. In der Klassik mag ich romantische Stücke am meisten. Bei Musicals kann ich mich kaum festlegen, bei Pop habe ich zum Beispiel Medleys von den Beatles gemacht. Und früher war ich großer Queen-Fan (lacht).

Was hat moderne Musik, das Klassik nicht hat?

Ganz platt gesagt: einen Beat, ein Schlagzeug. Es ist einfach schwierig, bei klassischer Musik als Zuhörer richtig mitzumachen. Man kann ja schlecht mitschunkeln, klatschen oder tanzen (lacht). Außerdem ist klassische Musik als solche einfach schwieriger zu verstehen. Moderne Musik trifft den Zeitgeist besser.

Würden Sie auch mal einen reinen Seniorenchor leiten wollen?

Ja natürlich. Oft haben auch normale Chöre schon ein recht hohes Durchschnittsalter. Das ist in ganz Deutschland ein gewisses Problem, denn: Wenn die Menschen jung sind, haben sie vielleicht Lust, mitzumachen. Aber nur bis sie studieren oder zu arbeiten anfangen oder Kinder kriegen. Dann ist Schluss. Und erst wenn sie dann in Rente gehen, in späteren Jahren, überlegen sie, mal wieder bei einem Chor mitzumachen. Schön wäre es eben, die Leute schon in jungen Jahren abzuholen und dafür zu sorgen, dass sie freiwillig dabeibleiben. Das ist wie bei der Nachwuchsarbeit im Sport, das muss man sich erarbeiten.

Gibt es schon Pläne für die Zukunft?

Ach, das ergibt sich immer alles von selbst. Die Gegenwart ist meine Zukunft. Ich bin offen für alles. Wenn ich aber eine Idee nennen müsste, würde ich sagen, dass ich gerne eine Musikschule leiten würde. Mit der Jugend kann man einfach viel erreichen, und ich glaube, dass da noch einiges zu verbessern ist. Ich bin Idealist. Singen ist für eine ganze Menge gut, nicht nur für die Gesundheit oder Bildung, auch fürs eigene Wohlbefinden. Ich würde den jungen Leuten gerne beibringen, wie wichtig das Singen für sie ist.

Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 17 Jahren, die Interesse an dem Projektchor "Sing (deinen) Star" haben, können sich per E-Mail an seyffertitz@t-online.de wenden. Der Chor studiert Songs von Adele ein und trägt sie bei einem Konzert im Mai 2019 im Bürgerhaus Unterschleißheim vor.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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